ALICE COOPER

Jahrhunderthalle, Frankfurt, 21.11.2017

Alice CooperLemmy ist tot, BLACK SABBATH sind in Rente gegangen. Und Alice Cooper? Der denkt gar nichts ans Aufhören. Der in Detroit geborene Rockstar, der 2018 seinen 70. Geburtstag feiert, tourt seit 1995 jährlich und liefert zudem in mehr oder minder regelmäßigen Abständen solide neue Alben ab. Die Touren stehen dabei jeweils unter gewissen Mottos und bestechen – abgesehen von einigen Klassikern, die gesetzt sind – stets durch neue Setlists, die oft Überraschungen zu bieten haben. So umfasste Coopers „Raise the Dead“-Tour aus den Jahren 2012 bis 2015 beispielsweise Cover-Songs von verstorbenen Kollegen wie Jimi Hendrix, Jim Morrison (THE DOORS), John Lennon (THE BEATLES) und Keith Moon (THE WHO).

Darüber hinaus sind es natürlich die netten kleinen Horror-Einlagen, die eine Alice Cooper-Show zu etwas Besonderem machen. Und auch wenn die Gigs heute weitaus abgespeckter sind als in früheren Dekaden, so wird’s doch selten langweilig, wenn der Amerikaner die Bühne betritt.

Alice CooperDie aktuelle Konzert-Rundreise stand unter dem Motto „Spend the Night with Alice Cooper“ und zeichnete sich durch eine Setlist aus, die Lieder von nicht weniger als zwölf Alben präsentierte. Und wer sich schon einmal mit dem Werk von Alice Cooper beschäftigt hat, der dürfte wissen, dass es nicht ein, zwei oder drei Referenz-Werke des Musikers gibt, sondern dass jede der sechs Dekaden, in denen er bisher Scheiben veröffentlicht hat, ihre ganz besonderen Highlights zu bieten hat.

Dementsprechend abwechslungsreich bot sich die Songauswahl des Abends dar: Los ging’s beispielsweise mit „Brutal Planet“, einem Track der gleichnamigen Scheibe aus dem Jahr 2000, die als einzige seiner Veröffentlichungen Industrial-Alice CooperEinflüsse aufweist. Ebenfalls überraschend: „The World needs Guts“ vom 86er-Comeback-Album „Constrictor“ und „Woman of Mass Distraction“ von „Dirty Diamonds“ (2005). Vom durchaus starken aktuellen Langspieler „Paranormal“ fand sich mit „Paranoiac Personality“ lediglich ein Track auf der Setlist wieder, von „Welcome to my Nightmare“ wurden dafür mit „Department of Youth“, „Cold Ethel“ und „Only Alice Cooper (Band)Women Bleed“ gleich drei gespielt. Über „Pain“ von meinem Lieblings-Album „Flush the Fashion“ freute ich mich besonders und Klassiker wie „No More Mr. Nice Guy“, „Billion Dollar Babies“, „I’m Eighteen“ und „School’s Out“ durften natürlich nicht fehlen. Selbstredend wurde auch „Poison“ von der kommerziell erfolgreichsten, aber kreativ schwächsten LP „Trash“ gegeben.

Alice Cooper (Band)Performt wurde wie gewohnt in professioneller Manier, denn Cooper ist zum einen als Perfektionist bekannt, zum anderen dafür, dass er herausragende Musiker um sich schart. Mit Ryan Roxie (SLASH’S SNAKEPIT) sowie Tommy Henriksen (WARLOCK/Doro, HOLLYWOOD VAMPIRES) und Nita Strauss (THE IRON MAIDENS) waren gleich drei Gitarrist/innen vertreten, was bei neueren Songs gut funktionierte, bei älteren Tracks wie „Pain“ aber gewöhnungsbedürftig, um nicht zu sagen schräg, klang. Blickfang neben Cooper war eindeutig Nita Strauss, die mit ihrer blonden Mähne bei nahezu jedem Solo in den Mittelpunkt rückte.

Alice Cooper (Band)Ein mehrminütiges Gitarren-Solo als Intermezzo empfand ich – ebenso wie das leidige Drum-Solo – als überflüssig, aber vielleicht dienten diese Einlagen ja dazu, dem Meister einige Pausen zu gönnen. Der war in der Tat sehr agil, nach fast jedem Song wechselte er sein Outfit, beförderte mittels eines Degens „Billion Dollar Babies“-Dollarnoten ins Publikum, verwandelte sich bei „Feed my Alice CooperFrankenstein“ in ein vier Meter großes Monster und ließ sich als Höhepunkt des Gigs von einer Guillotine köpfen.

Ebenfalls mit von der Partie war Coopers älteste Tochter Calico, die demnächst auch mit ihrer eigenen Band BEASTÖ BLANCÖ durch Deutschland tourt, gestern jedoch ausschließlich als Tänzerin und Darstellerin in der Bühnenshow agierte. Der Abend endete schließlich mit Alice CooperCoopers Hymne „School’s Out“, die in PINK FLOYDs „Another Brick in the Wall“ überging (Videoclip dazu weiter unten).

Unterm Strich war’s ein solider Auftritt von Cooper. Ich habe ihn schon besser, aber auch schon schlechter gesehen. Letztlich dürfte die Beurteilung des Gigs stark davon abhängen, wie sehr die Songauswahl dem jeweiligen Besucher zusagte. Mir persönlich war’s ein wenig zu Alice Cooperbunt und zu wenig düster, und vermisst habe ich Klassiker wie „Dead Babies“, „Black Widow“ und „Go to Hell“. Drei Gitarristen waren mir definitiv einer zu viel und sehr gern hätte ich mehr Tracks vom aktuellen Album gehört. Aber die dürfte Cooper wohl bei der bereits für 2018 angekündigten „Paranormal“-Tour zum Besten geben. Im Juni kommenden Jahres wird er zudem mit seiner All-Star-Band HOLLYWOOD VAMPIRES (mit Johnny Depp und Joe Perry) in der Frankfurter Jahrhunderthalle gastieren.

Links: http://www.alicecooper.com/, https://de-de.facebook.com/AliceCooper/, https://www.last.fm/de/music/Alice+Cooper

Text: Marcus
Fotos: Britta Stippich, http://www.musikladen-frankfurt.com/
Clip: am Konzertabend aufgenommen von Heaven and Hell

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