DIE KRUPPS

Das Bett, Frankfurt, 26.02.2014

Erinnerungen an gute Zeiten und schöne Stunden zurückholen, und sei es nur für ein kurzes Déjà-vu, wer möchte das nicht? Eine prima Gelegenheit dazu bot sich beim Konzert der EBM- und Industrial-Pioniere DIE KRUPPS, die ich erstmals 1992 in der Batschkapp und letztmals 2006 in der Hanauer Halle 2 (beide Locations existieren inzwischen leider nicht mehr) bei hervorragenden Shows gesehen hatte. Frontmann Jürgen Engler (links) und seine Mitstreiter haben sich im vergangenen Jahr bei ihren Fans mit dem Album „The Machinists of Joy“ zurückgemeldet und präsentieren das Werk dieser Tage im Rahmen einer 14 Stationen umfassenden Europa-Tour. Als Support-Acts mit von der Partie sind sowohl das Bandprojekt CHANT aus den Vereinigten Staaten als auch die Band VIGILANTE aus Chile, über deren Auftritte im fast ausverkauften Frankfurter Club Das Bett wir im vorherigen Post ausführlich berichtet haben (hier).

Schließlich trat der Headliner des Package, DIE KRUPPS, vor die Besucher. Ein sichtlich gut gelaunter und stetig sympathisch lächelnder Engler kündigte zu meiner Freude sogleich an, dass neben den neuen Songs auch einige

Klassiker vergangener Jahre gespielt würden. Den Auftakt machte jedoch „Ein Blick zurück im Zorn“, Opener der aktuellen Veröffentlichung „The Machinists of Joy“, aus der im Verlauf des Gigs acht weitere Stücke (und damit fast das komplette Album) folgen sollten.

Am meisten gefielen mir „Im falschen Land“, „Schmutzfabrik“ und natürlich „Nazis auf Speed“, mit dem sich DIE KRUPPS einmal mehr von Faschismus und Drogengebrauch distanzieren. Das Lied könnte in puncto Sound und Rhythmus auch aus der Feder von RAMMSTEIN stammen und ist mutmaßlich gar als Gruß in Richtung der Kollegen gedacht (Refrain: „Ramm sie!“). Ein klasse Song, der folgerichtig zurzeit die Deutschen Alternativen Charts in der Kategorie Single anführt. Sehr schön ist im übrigen auch der dazu produzierte Videoclip, der Engler und Co. in Wehrmachtsuniformen sowie verpeilte Kampfflieger zeigt, die sich im Cockpit ständig das weiße Pülverchen um die Nase schmieren. Den Clip seht ihr hier. Wer allerdings gehofft hatte, dass bei der Show zu diesem Stück mittels Beamer ein paar Projektionen zum Einsatz kommen würden, was sich ja durchaus angeboten hätte, wurde enttäuscht.

Bestens hingegen und in dieser Form immer der Höhepunkt einer KRUPPS-Show war und ist der Einsatz des Stahlofons, das Jürgen Engler zu einigen Songs malträtierte. Überhaupt präsentierte sich der Frontmann, der in diesem Jahr auch schon 54 wird, in bestechender körperlicher und gesanglicher

Form. Auch Gitarrist Marcel Zürcher war ein Aktivposten auf der Bühne, während der Aktionsradius des für die Samples zuständigen Ralf Dörper (gestern im Camouflage-Military-Look) naturgemäß deutlich reduzierter war. Am Schlagzeug machte Bradley Bills, der sich durch seinen Auftritt mit CHANT ja schon warmgespielt hatte, einen eher unauffälligen, aber guten Job.

Als Perlen aus dem schon länger zurückliegenden Schaffen der Band fanden „Fatherland“, „To the Hilt“ und „Crossfire“ von meinem KRUPPS-Lieblingsalbum „The Final Option“ (1993) Berücksichtigung in der Setlist. Außerdem ein Muss: „Wahre Arbeit, wahrer Lohn“ (1982) aus dem Frühwerk, natürlich mit dem Stahlofon, sowie „Metal Machine Music“ und „The Dawning of Doom“ von der Platte „I“ von 1992. Als zweite Zugabe kam dann noch „Bloodsuckers“ (ebenfalls von „The Final Option“), bevor Engler die Fans in der vorderen Reihe abklatschte und mit den anderen Richtung backstage entschwand. Später postete die Band via Facebook, dass auch Jean-Luc De Meyer von FRONT 242 in der Halle gewesen war und DIE KRUPPS hinter der Bühne besuchte. Nette Randnotiz eines gelungenen Konzerts, über das mich anschließend ausschließlich positive Meinungen erreichten.

Und wie war das nun mit den zurückgeholten Erinnerungen? Konnten meine Erwartungen erfüllt oder gar übertroffen werden? Ein Freund neben mir meinte dazu: „Vergiss es. Das schafft keine Band.“ Er hatte Recht. Aber auch wenn die Show es nicht leisten konnte, das früher (und in der Rückschau

ohnehin meist glorifizierte) Erlebte zu toppen, so kam der Auftritt da doch annähernd dran. Und das ist ja auch schon was.

Setlist: Ein Blick zurück im Zorn 
- The Dawning of Doom 
- Risikofaktor 
- Im falschen Land 
- Essenbeck 
- Der Amboss 
- The Machinist of Joy 
- Part of the Machine 
- Industrie-Mädchen 
- Schmutzfabrik 
- Robo Sapien 
- Metal Machine Music 
- To the Hilt 
- Nazis Auf Speed 
- Fatherland 
/ Machineries of Joy 
- Crossfire 
// Bloodsuckers

Links: http://www.die-krupps.de/, https://myspace.com/diekrupps, http://www.lastfm.de/music/Die+Krupps

Text: Stefan / Fotos (22) & Clip : Kai / Fotos (9): Micha
Fotos (6): Norbert, viele weitere schöne Bilder auf www.oberirr.de

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