VIGILANTE & CHANT

Das Bett, Frankfurt, 26.02.2014

Hier der erste Teil unseres Berichts zur vollen Ladung Elektrobeat im Club ‚Das Bett‘: DIE KRUPPS hatten auf ihrer „The Machinists of Joy“-Tour 2014 auch die Mainmetropole als Stopp auserkoren, unterstützt von den beiden Support-Acts VIGILANTE aus Chile und den US-Amerikanern von CHANT (rechts). Die Shows hätte ursprünglich in der Batschkapp stattfinden sollen, doch sie wurden – wohl aufgrund mangelnden Ticketabsatzes – in die wesentlich kleineren Räumlichkeiten im Frankfurter Gallusviertel verlegt. Einerseits schade, denn ich hätte die ’neue‘ Kapp gerne mit diesem Package kennengelernt, andererseits fühlt man sich im ‚Bett‘ bekanntermaßen ja pudelwohl. Dieses fand ich dann nah an der Kapazitätsgrenze gefüllt vor, als ich pünktlich zum Beginn der ersten Band die Türen zum Konzertsaal aufstieß.

Den Anfang machte das Projekt CHANT aus Austin, jener texanischen Großstadt, die auch KRUPPS-Mastermind Jürgen Engler seit Mitte der Neunziger Jahre seine (Wahl)Heimat nennt. CHANT hatte im vergangenen Jahr KMFDM auf zwei

langen Touren durch die Vereinigten Staaten begleitet und wurde diesmal als erster Anheizer für DIE KRUPPS gebucht – natürlich eine willkommene Gelegenheit, auch jenseits des Großen Teichs auf sich aufmerksam zu machen, denn CHANT ist sogar bei den Genrefreunden hierzulande kaum bekannt.

Die Gruppe hat bisher drei Alben herausgebracht, von denen das jüngste, „Strong Words for Strong People“, auch schon wieder fast vier Jahre alt ist. Frontmann, Sänger und Schlagzeuger in Personalunion ist Bradley Bills (oben), der ebenso wie sein Kompagnon am Keyboard die Bühne mit teilweise schwarz beschmierten Armen und Gesichtern sowie einem Leder-Flicken-Fetzen-Outfit betrat, das ihm in Endzeit-Movies wie „Mad Max“ oder „Die Klapperschlange“ einen Platz an der vordersten Komparsen-Front eingebracht hätte.

Der Fokus des Duos liegt auf Bills’ martialischen Schlagzeugspiel, das vom Synthie-Sound seines Sidekicks mit Elektrobeats flankiert wird. Letzterer schaukelte sein Instrument dermaßen wild hin und her, dass es eigentlich nur eine Frage der Zeit war, bis das Teil auf die Bretter fliegen würde. Worauf alle warteten passierte dann aber letztlich doch nicht. Ich fand die Darbietung live ganz interessant, zuhause würde ich mir indes die Scheiben von CHANT eher nicht auf den Plattenteller legen, zumal ich die Stimme von Bills (im Gegensatz zum Getrommel) nicht ganz so prickelnd fand und die Szene doch das ein oder andere Spannendere zu bieten hat.

Neben ihrer Musik produzieren CHANT recht ambitionierte Videoclips. Der Streifen zum Song „Need“ wurde allerdings 2013 aufgrund seines „explicit content“ in Form von Bondage- und Fetisch-Szenarien mit zwei nur spärlich bekleideten jungen Damen auf der YouTube-Plattform gelöscht. Die Künstler wird’s nicht zu hart getroffen haben, ist man doch aufgrund dessen ein wenig im Gerede gewesen. Außerdem ist der Clip nach wie vor auf der Band- Homepage sowie bei vimeo (hier) zu sehen. Bills verabschiedete sich nach seinem Set mit der Ankündigung, dass wir ihn später noch wiedersehen würden: Er sitzt bei der aktuellen Tour auch bei DIE KRUPPS an der Schießbude.

Die Nummer zwei im Lineup des Abends waren VIGILANTE aus Chile. Kopf und einziges ständiges Mitglied der Combo ist Ivan Munoz, der nach Angaben auf der Band-Website einer der wichtigsten Musiker, DJs und Remixer im Bereich

Industrial in Südamerika ist. Live wird er in jedem Kontinent von anderen Gastmusikern unterstützt. VIGILANTE sind bereits des Öfteren in Europa getourt und haben dabei auch verschiedentlich in Deutschland vorbeigeschaut, unter anderem zweimal beim WGT in Leipzig. In unserem Einzugsgebiet waren sie meines Wissens nur einmal zu Gast, 2007 im Rüsselsheimer Rind.

Die Chilenen verbinden Industrial mit Metal-Elementen und gingen von Beginn an richtig zur Sache. Ihr Sound ist deutlich tanzbarer als bei CHANT und so sah man schon bald vereinzelte Gäste, die zu den Stakkato-Beats der Truppe die

Fußsohlen hoben. Munoz selbst konnte man Frontmann- und sogar Entertainer-Qualitäten nicht absprechen. Der Kahlkopf machte auf der Bühne viele Meter, zeigte sich in markanten Posen, setzte sich als Zeichen seiner Unterstützung des Anonymous-Kollektivs eine Guy-Fawkes-Maske auf (wie rechts und im Clip weiter unten zu sehen) und führte das Publikum mit kurzen Erklärungen in die Songs ein.

Das Set speiste sich vorwiegend aus Liedern der 2011er-Scheibe „The New Resistance“, die gleichzeitig der aktuellste Longplayer der Gruppe ist. Auf dem Programm standen elf Songs, nach dem achten (und meiner Ansicht nach besten), „Native Blood“ war aber Schluss. Schade, denn VIGILANTE waren ein durchaus respektabler Anheizer für DIE KRUPPS.

Wem der Auftritt gefallen hat und die Band unterstützen möchte, kann sich an einem Crowdfunding für die „Opourtime Tour 2014“ auf indiegogo.com beteiligen (hier). VIGILANTE versuchen dort 5000 Euro für Reisekosten und Unterbringung einzuwerben. Ein Fünftel des Zielbetrags ist bisher erreicht, die Kampagne läuft noch bis zum 16. März.

Setlist: Intro – The New Order – Fire – Prison Break – The Other Side – The New Resistance – It’s Our Time – Native Blood – (Victims – Freedom – The New Revolution)

Links: http://www.vigilante.cl/, http://www.reverbnation.com/vigilanteband, http://www.lastfm.de/music/Vigilante, http://www.chantproject.com/, https://myspace.com/chant, http://www.reverbnation.com/chant

Den Konzertbericht über den Headliner DIE KRUPPS lest Ihr hier.

Text: Stefan / Fotos (7) & Clips : Kai / Fotos (9): Micha
Fotos (9): Norbert, viele weitere schöne Bilder auf www.oberirr.de

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