Shows 2009

Unsere Favoriten des Jahres 2009 in zeitlicher Reihenfolge

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Es folgen noch unter anderem Berichte zu:

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UK SUBS
Exzess, 20.02.2009

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HOLLY GOLIGHTLY & THE BROKEOFFS
Brotfabrik, 19.05.2009

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SOCIAL DISTORTION & GASLIGHT ANTHEM
Stadthalle Offenbach, 16.06.2009

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DEMENTED ARE GO im Schlachthof Wiesbaden, 31.07.2009

Die Psychobilly-Band DEMENTED ARE GO hat schon länger nicht mehr durch neues Studiomaterial aufhorchen lassen, meines Wissens ist das Album „Hellbilly Storm“ (2005 veröffentlicht auf People Like You) das „aktuellste“. Dennoch sind die Briten um Frontmann Mark Philips, genannt „Sparky“ (rechts), fleißig am Touren und kommen auch regelmäßig in unserem Einzugsgebiet vorbei. Im Oktober 2008 gastierten sie im Frankfurter Nachtleben, gestern in der Räucherkammer des Schlachthofs in Wiesbaden.

In dessen Internetauftritt war keine Vorgruppe angekündigt, so dass wir hoffen durften, diesmal die letzte S-Bahn zurück nach Frankfurt noch zu erwischen. Vor Ort erfuhren wir dann, dass als Support die COPY CATS gebucht worden waren. Eigentlich schön, denn wir mögen die sympathische Combo aus unserer Heimatstadt (und deren

Musik natürlich auch). Andererseits haben wir sie schon x-mal gesehen und die Alternativen, wegen des x+1-Auftritts entweder die Show von DAG vor dem Ende zu verlassen oder die Zeit bis zur ersten Bahn am frühen Morgen draußen totzuschlagen, waren nicht sonderlich prickelnd. (Das Problembewusstsein der Veranstalter scheint diesbezüglich aber auch nicht besonders ausgeprägt zu sein.) Wir entschieden, angesichts des lauen Sommerabends die Dinge einfach auf uns zukommen zu lassen. Denn Songs wie „Sex School Homework“, „Vampirella“ oder „Living in a Pumpkin“ kann man ja immer wieder genießen. Und das taten wir dann auch.

Nun flugs zum Hauptact: DAG können sich auch ohne neue Songs auf ihre treue Fangemeinde verlassen. Der Raum war gut gefüllt und – wie nicht anders zu erwarten – gab es vor der Bühne schnell einen Moshpit mit ein paar kleineren Handgreiflichkeiten. Ich bekam aber nichts grob Unsportliches mit, in der testosteron- geschwängerten Luft von Psychobilly-Gigs ist da in der näheren Vergangenheit schon Heftigeres vorgefallen. Die Waliser spielten einige Favoriten aus dem knappen Dutzend Platten, das sie in ihrer produktiven Zeit von 1986 bis 1993 und von 1999 bis 2002 aufgenommen haben. Dazu kamen Stücke des bisher letzten Albums wie „Hotrod Vampires“, das seinerzeit auch als Single ausgekoppelt worden war.

Das beste an DAG-Konzerten ist für mich jedoch nicht die Musik (im „Billy-“ Bereich gefallen mir METEORS, MAD SIN und REZUREX eigentlich besser), sondern das Auftreten und das Outfit der Band: Ich weiß nicht, ob emsige Visagistenhände stundenlang vor der Show damit beschäftigt sind, die Musiker so herzurichten oder ob diese möglicherweise selbst Routine darin entwickelt haben. Jedenfalls sahen Sparky & Co. wieder aus, als wären sie einem Splatter-Horrorfilm entsprungen: Dickes Make-Up mit „Blutspuren“ im Gesicht und an den Armen, hochtoupierte, bunte Haare und zerfetzte, verranzte Klamotten. Zombies on the loose! Der Sänger zog zur zweiten Hälfte des Gigs erst das Hemd aus (nur so kommen Tattoos und Brustwarzenpiercings schließlich richtig zur Geltung) und ließ dann noch im wahrsten Sinne die Hose herunter, um in einem blutrot beschmierten Minislip dazustehen. Die Show war für alle Fans des Genres wie gewohnt das Nonplusultra.

Nach dem Gig saßen wir (da Zug natürlich verpasst) in gemütlicher, kleiner Runde bei angenehmen Temperaturen und einigen Drinks vor dem Schlachthof. Irgendwann nachts gesellte sich ein uns unbekannter Typ dazu und klinkte sich ins Gespräch ein. Obwohl nicht gänzlich unsympathisch, kam uns der Fremde doch irgendwie seltsam vor. Spätestens, als er auf die Wiese gehen wollte, um mit einem von uns zu „boxen“, wie er es nannte, war klar, dass wir uns nicht getäuscht hatten. Erfreulicherweise konnten wir ihm die sportlichen Aktivitäten zum Aggressionsabbau wieder ausreden. Der Abend war also nicht nur während der Show, sondern auch danach noch etwas bizarr…

Diverse Lieder von DEMENTED ARE GO können auf http://de.myspace.com/realdementedarego, http://de.myspace.com/officialdementedarego, oder http://de.myspace.com/dementedaregofucker abgerufen werden, für die COPY CATS ist deren liebevoll gemachte Band-Website http://www.copycats.de/main.html zu empfehlen.

Text: Stefan, Fotos: Kai

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JELLO BIAFRA & THE GUANTANAMO SCHOOL OF MEDICINE

in der Garage (Saarbrücken), 23.08.2009
und im Underground (Köln), 3.09.2009

Leider sparte Jello Biafra auf seiner kurzen Tour Frankfurt aus, so dass uns nichts anderes übrig blieb, als ein paar Kilometer zu fahren, wollten wir ihn denn live mit seiner neuen Band THE GUANTANAMO SCHOOL OF MEDICINE erleben. Ich fuhr also nach Saarbrücken, während Fotograf Kai sich wegen Terminüberschneidungen am 3. September nach Köln begab, um die Show zu sehen und ein paar Shots der Punk- und Hardcore-Legende zu machen. Nun wollen wir weder den einen noch den anderen Ort ins Rhein/Main-Gebiet verlegen, doch ich denke, ein Ausnahmekünstler wie Biafra rechtfertigt da die Ausnahme, so dass wir in diesem Blog auch einige Zeilen und ein paar Fotos anbieten können.

Der Ex-Frontmann der Kultband DEAD KENNEDYS aus den Achtzigern, später u. a. mit D.O.A., NO MEANS NO,  MOJO NIXON, LARD und den MELVINS aktiv, präsentierte mit seinen neuen Kollegen das Debütalbum „The Audacity of Hype“, das im Oktober beim JB-Label Alternative Tentacles veröffentlicht wird. Mit eingespielt haben es die nicht nur in der amerikanischen Szene bekannten Kimo Ball (Gitarre, u. a. PLAINFIELD), Ralph Spight (Gitarre, u. a. VICTIMS FAMILY), Billy Gould (Bass, u. a. FAITH NO MORE) und Jon Weiss (Schlagzeug).

 

Die Garage erwies sich als äußerst geräumiges Venue, es hätten aber an diesem (Sonntag-)Abend schätzungsweise doppelt so viele Menschen hineingepasst. Positiv natürlich, dass man ohne Gedrängel bis ganz nach vorn durchdringen konnte, um den Auftritt sozusagen von Angesicht zu Angesicht zu

erleben. Negativ für die Stimmung im Saal, auch wenn man es den Musikern zu keinem Zeitpunkt anmerkte, dass die Zuschauerresonanz doch hätte besser sein können. Anders in Köln ein paar Tage später: Das Underground, wohin der Gig von der größeren Live Music Hall verlegt worden war, war so gut gefüllt, dass Jello sich sogar zum Crowdsurfen hinreißen ließ (siehe Foto rechts), in Saarbrücken hätte ihn wohl nur der blanke Boden äußerst unsanft aufgefangen.

Bei beiden Shows trug der inzwischen 51-Jährige einen blauen, ich nenne ihn mal wertneutral „Zauberermantel“ (über Geschmack lässt sich streiten) mit Sonne- , Mond- und Sternenmotiven, darunter ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Iraq Veterans Against the War“. Und wie nicht anders zu erwarten, sparte der Sänger nicht nur in, sondern auch zwischen den Stücken nicht mit gesellschaftskritischen Parolen und Geschichten rund um die politischen, sozialen und wirtschaftlichen (Miss-) Verhältnisse in den USA im Besonderen und auf diesem Planeten im Allgemeinen.

Diese Intermezzi zur Meinungsbildung (oder doch wohlgemeinter „Nachhilfeunterricht“?) konnten schon mal einige Minuten dauern und man sollte des Englischen fortgeschritten mächtig sein, um Jello bei seinen Argumentationen folgen zu können. Mir gefällt es ja immer, wenn Leute, die was zu sagen haben – und die Punk-Ikone gehört definitiv dazu – mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg halten und mal richtig Tacheles sprechen. Ob Militäreinsätze, Wirtschafts- oder Waffenlobbys, Justiz, Umweltzerstörung oder die bisher noch nicht eingelösten Wahlversprechen von US-Präsident Obama (z. B. die Schließung des Gefangenenlagers Guantanamo) – alles kam an den Pranger.

Zur Musik: Die besten Stücke des neuen Albums und damit auch des Abends waren für mich  „New Feudalism“ (über die Globalisierung und ihre Folgen), „Electronic Plantation“ (über die Ausbeutung von Niedriglohnarbeitern), „Three Strikes“ (über Polizei- und Behördenwillkür), „Strenght Thru Shopping“ (Kritik an der Konsum-, Luxus- und Wegwerfgesellschaft) und „Pets Eat Their Master“. Diese Songs hätten auch den DEAD KENNEDYS zu ihrer besten Zeit gut zu

Gesicht gestanden; sie erscheinen als konsequente Fortführung des einst mit DK beschrittenen Weges, sind ebenso hart, schnell, laut, aggressiv und politisch.  Auch die etwas schwächeren Songs fielen kaum ab, so dass wir ein großartiges Set erlebten, in das als i-Tüpfelchen auch das ein oder andere DK-Stück (u. a. „California über alles“ sowie „Holiday in Cambodia“ und „Police Truck“ als Zugaben) eingebaut wurde. Einzige Wermutstropfen waren, dass das Publikum diesmal eben nicht so gut mitgehen konnte, weil ihm die Stücke größtenteils unbekannt waren und dass nicht übermäßig viele Fans den Weg in die Garage gefunden hatten.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass Jello nichts von seinem Biss verloren hat – die dritten Zähnen lassen noch eine ganze Weile auf sich warten. Auch seine markante Stimme ist gut in Schuss. Der Mann ist lediglich ein bisschen fülliger geworden, aber auf der Bühne nach wie vor ein Performer par excellence. Das Projekt mit THE GUANTANAMO SCHOOL OF MEDICINE hat Zukunft; der neue Tonträger wird ganz sicher einschlagen und weitere Veröffentlichungen nach sich ziehen. Und Themen, über die JB sich auslassen kann, gibt es in unserer Welt eh immer…

Auf http://de.myspace.com/jellobiafraandthegsm könnt ihr ein paar der noch nicht auf Vinyl/CD veröffentlichten Songs hören, Neuigkeiten über die Band werden über die Labelseite http://www.alternativetentacles.com/ verbreitet.

Text (23.8., Saarbrücken): Stefan
Fotos (3.9., Köln): Kai

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PIXIES in der Jahrhunderthalle, 11.10.2009

Manchmal werden ja Wünsche wahr. Deshalb war ich wie elektrisiert, als ich sah, dass ich einen meiner absoluten Favoriten der ausgehenden Achtziger und beginnenden Neunziger doch noch live zu Gesicht zu bekommen würde: die PIXIES. Und das auch noch in der Originalbesetzung mit Black Francis (Gesang, Gitarre), Kim Deal (Bass), Joey Santiago (Gitarre) und David Lovering (Schlagzeug). Ok, der recht stolze Eintrittspreis von fast 50 Euro schreckte so manchen, auch aus dem Freundeskreis, ab. Aber mir war klar: Die Gelegenheit, das nach dem Split 1993 im Jahre 2004 reformierte Quartett mal in Frankfurt auf dem Silbertablett serviert zu bekommen, würde vermutlich einmalig sein.

Präsentiert wird auf der momentan laufenden, 13 Shows umfassenden Europa-Tour (mit nur einem Auftritt in Deutschland) das komplette, vor genau zwanzig Jahren erschienene Album „Doolittle“. Nun ist die Idee, im Rahmen eines Konzertabends eine Platte von A1 bis B5 nachzuspielen, ja nicht gänzlich neu. Aber erfreulicherweise hat sich die Band dafür ihre dritte (und wohl auch kommerziell erfolgreichste) Scheibe ausgesucht, die ich – zusammen mit der Debüt-EP „Come On Pilgrim“ von 1987 – als homogenste und außerdem partytauglichste Veröffentlichung erachte.

 

Es goss in Strömen, als Fotojäger Kai und ich die Jahrhunderthalle erreichten, und die Eingänge waren noch nicht geöffnet. Als sich nach den Schleusen des Himmels auch die des Venues aufgetan hatten, entschieden wir uns für Plätze auf dem Balkon im 1. Rang, richtig fett mit Polstersitzen – denn zum einen sind die PIXIES ja nicht unbedingt eine Band, bei der man stetig rumhopsen muss, und zum anderen tummeln wir uns ja sonst immer in den vorderen Reihen. Insofern durfte es diesmal etwas entspannter zugehen.

Vor den Stars aus Boston durfte die noch relativ unbekannte britische Rockband DINOSAUR PILE-UP als Support ran. Sie hat vor knapp zwei Monaten ihre dritte Veröffentlichung mit dem unbescheidenen Namen „The Most Powerful EP In The World“ herausgebracht. Dass Sänger und Gitarrist Matt Bigland und

seine Kollegen Tom Dunford (Bass) und Steve Wilson (Drums), die auch sonst nur auf eine weitere EP und zwei Singles zurückblicken, schon jetzt ein paar Tausend Zuschauer für die PIXIES anheizen durften, zeigt, welch große Stücke im Business auf sie gehalten werden. Die drei Jungs machten ihre Sache gut, erinnerten mit ihrem ebenso brachial-melodiösen wie eingängigen Sound spontan an NIRVANA, ohne diese jedoch zu kopieren. Ich bin gespannt, was/ob man in Zukunft von ihnen hören wird.

Die anschließende Show der PIXIES begann mit einem echten Schocker: Auf der riesigen Leinwand hinter der Bühne wurde als Intro der surrealistische Film „Ein andalusischer Hund“ mit der berühmten Szene gezeigt, in der ein scharfes Rasiermesser durch ein menschliches Auge schneidet. Wer die Sequenz aus dem Bunuel/Dali-Streifen von 1929 kennt, der weiß, dass es fast unmöglich ist, dabei nicht das Gesicht zu verziehen oder gar wegzuschauen. Argh – immer wieder schön, wenn’s vorbei ist…

Bevor jedoch mit „Debaser“ (in dem auf den Stummfilm Bezug genommen wird) der erste Track des Albums „Doolittle“ erklang, spielte die Gruppe einige Songs, die auf den B-Seiten verschiedener 7“ und 12“ erschienen waren, darunter „Dancing the Manta Ray“ und „Weird at My School“ (von der „Monkey Gone to Heaven“-12“) als Opener. Die Projektion des Affenfotos vom Plattencover auf der rückwärtigen Wand gab unter dem Jubel des Publikums schließlich den Startschuss für das „offizielle Programm“. Während des 15 Lieder umfassenden Hauptteils wurde im Hintergrund allerlei Bild- und Filmmaterial gezeigt, manches passend zum jeweiligen Stück. Dazu erstrahlten die vier riesigen Ballons, einer für jeden Musiker, in allen möglichen Farben. Auch ordentlich Rauch vernebelte hier und da die Bühne (eines der Kopfzeilenbilder dieses Blogs stammt vom PIXIES-Konzert).

Die Stimmung in der gefüllten, aber nicht ausverkauften Halle war erstklassig, auch der abseits des Gesangs etwas maulfaule Bandleader mit dem klingenden

Namen Charles Michael Kittridge Thompson IV (alias Black Francis) und seine Mitstreiter schienen in Spiellaune zu sein. Bassistin Deal betätigte sich als Conferencier und verklickerte den jungen Anhängern, die das Werk vielleicht nicht mehr von Vinyl, sondern nur von CD kennen, auf welcher Seite der Platte sie sich gerade befanden. Nach „Gouge Away“, dem letzten Song der „Doolittle“, folgte statt der Auslaufrille eine aus zwei Stücken bestehende Zugabe. Danach noch eine weitere mit drei Tracks, bevor mit „Vamos“ (zu Deutsch: „Wir gehen“) dann folgerichtig endgültig Schicht im Schacht war.

Meine Konzert- Highlights waren – und das Schöne an einem solchen Konzept ist, dass man weiß, was wann kommt – live genau wie von der Platte, die Stücke „Debaser“, „Here Comes Your Man“, „Monkey Gone to Heaven“, „Mr. Grieves“ und „Gouge Away“. Im Netz kursieren übrigens mehrere Dutzend Clips zum Auftritt, mit denen man wahrscheinlich den gesamten Gig zusammenstellen könnte.

Neben der üblichen MySpace-Website http://www.myspace.com/pixies sei an dieser Stelle die sehr schön gemachte offizielle, interaktive Homepage der Band empfohlen. Auf http://www.pixiesmusic.com/ werden nicht nur zahlreiche Downloads angeboten (manche davon sogar gratis), sie wartet auch mit einer

kompletten Dokumentation sämtlicher jemals von den PIXIES gespielten Konzerte auf. Zu den einzelnen Gigs wurden, teilweise von den Fans selbst, Fotos, Videos, Tweets sowie manchmal die Setlist online gestellt. Die Auftritte, die professionell mitgeschnitten wurden, können direkt für kleines Geld heruntergeladen werden. Die gerade erlebte Show #520 (aufzurufen unter http://www.pixiesmusic.com/tour_date_type/10112009-frankfurt-germany/ ) gehört leider nicht dazu. Aber man kann schließlich nicht alles haben…

Setlist: Dancing the Manta Ray – Weird at My School – Manta Ray – Bailey’s Walk – Debaser – Tame – Wave of Mutilation – I Bleed – Here Comes Your Man – Dead – Monkey Gone to Heaven – Mr. Grieves – Crackity Jones – La La Love You – No. 13 Baby – There Goes My Gun – Hey – Silver – Gouge Away / Wave of Mutilation (UK Surf) – Into the White // Something Against You – Isla de Encanta – Vamos

Weitere Links: http://www.reverbnation.com/thepixies, http://www.dinosaurpileup.com/, http://www.myspace.com/dinosaurpileup

Text: Stefan / Fotos: Kai
Clip: am Konzertabend aufgenommen von ZimySa

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ABWÄRTS
Nachtleben, 20.10.2009

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ADICTS & LONG TALL TEXANS in der Batschkapp, 6.12.2009

Ein Nikolausabend, für den man sich schon im Vorfeld am liebsten hätte klonen mögen: In der Batschkapp hatten sich nämlich die Clockwork- Punks THE ADICTS angesagt, während im kleineren Nachtleben für alle Rocka-, bzw. Psychobilly-Freunde die LONG TALL TEXANS gebucht worden waren. Ich war lange Zeit unentschlossen, zu welchem Event es mich ziehen sollte, schließlich entschied ich mich für die LTT. Doch dann die Überraschung: Die Veranstalter kommunizierten, dass man beide Konzerte zusammengelegt habe und Kartenbesitzer für das Nachtleben auch in der „Kapp“ eingelassen würden. So kamen Fotograf Kai und ich in den Genuss, sowohl die ADICTS als auch die LONG TALL TEXANS mit ihren jeweiligen Support-Bands nacheinander in einem Venue auf der gleichen Bühne zu sehen.

Den Anfang an einem langen Konzertabend machten die beiden Local Acts, ROLLIN RACKATEERS aus Rüsselsheim sowie die hiesigen TORPEDOHEAD. Während erstere, ursprünglich als Anheizer für das Nachtleben gedacht, mir mit ihrem Rockabilly-Sound gefielen, konnte ich mit dem Rock der letztgenannten weniger anfangen. Ich habe da keinen Faible für, das war schon beim vorigen Mal, im Juli an gleicher Stelle vor den NEW YORK DOLLS, so. Nach der Veröffentlichung ihres ersten Albums „Lovesick Avenue“ im Frühjahr scheinen TORPEDOHEAD allerdings in der Gunst von Publikum und Bookern stark gestiegen zu sein.

Es folgte mit den LONG TALL TEXANS der, ich nenne ihn mal Co-Headliner. Das Trio aus Brighton um Mark Carew (links) am Kontrabass legte sich prima ins Zeug, allerdings wäre die Band in einem kleinen, verschwitzten Club besser zur Geltung gekommen als auf der großen – und außerdem sehr hohen – Bühne einer Halle wie der Batschkapp. Dennoch war der Gig erstklassig. Musikalisch haben’s die Jungs absolut drauf, ihre Songs sind eingängig, nie langweilig und der sympathische Carew vermag seine gute Laune auf das Publikum zu übertragen. Ich hoffe, dass die Combo bei ihrem nächsten Frankfurt-Stopp tatsächlich in einem familiäreren Rahmen zu sehen sein wird.

Dann: Showtime für THE ADICTS, die sich auf ihrer Webseite selbst als die dienstälteste, noch in Originalbesetzung spielende Punkband bezeichnen und bereits seit Mitte der Siebziger aktiv sind. Beim gestrigen Gig dabei waren Sänger Keith „Monkey“ Warren, Pete Dee Davison (Gitarre), Michael „Kid Dee“ Davison (Schlagzeug) und John Scruff Ellis an der zweiten Gitarre. Aus dem Line-Up der Gründungsmitglieder fehlte (wohl krankheitsbedingt) Mel „Spider“ Ellis, für ihn rückte Shahen Hagobian am Bass in die Formation.

Die Briten präsentierten im Rahmen ihrer „Life Goes On“-Tour, die sie vor dem Abschlusskonzert in Frankfurt innerhalb Deutschlands noch nach Aachen, Dortmund, Berlin, Leipzig und Stuttgart geführt hatte, ihr neues und gleichnamiges Album. Dieses war im vergangenen Monat bei People Like You erschienen.

Angezogen mit blütenweißen Klamotten und schwarzen Melonen wie die „Droogs“- Bande im Kubrick-Klassiker „Clockwork Orange“, eröffnete die Band die Show ohne ihren charismatischen Frontmann Monkey. Dieser betrat die Bühne unter dem Jubel der Fans zuletzt – bunt wie ein Paradiesvogel: Er trug eine in allen Farben glitzernde Jacke samt silberner Paillettenhose, auf dem Kopf eine

gold-, grün- und lilafarbene Narrenkappe mit langen Zipfeln. Diese tauschte er im Verlauf des Gigs noch gegen einen dunklen Bowler, eine weitere Kappe mit ellenlangen Tentakeln und eine schmucke Perücke im Afrolook. Dazu sein weiß geschminktes Gesicht, das als Markenzeichen der Gruppe auf den meisten Flyern, Plakaten und teilweise auch Plattencovern abgebildet ist. Der Mann ist, nicht nur der schrillen Aufmachung wegen, eine der schillerndsten Figuren der gesamten Punkszene der vergangenen dreißig Jahre.

Es dauerte nicht lang, da ließ Monkey zu „Joker in the Pack“ Spielkarten über die Köpfe in die Menge segeln. Und die Karten waren beileibe nicht das einzige, was im Laufe der Show durch die Luft flog. Es folgten u. a. goldene Papierschlangen, Konfetti, fadenförmiger Sprühschaum (keine Ahnung, wie das Zeug heißt) und die riesigen, bunten Bälle, die immer wieder gern vom Publikum durch die Halle geboxt werden (siehe den Clip zu „You Never Walk Alone“ unten). Ein Spektakel sondergleichen. Bühne und Zuschauerraum dürften, dem Aussehen nach einem äußerst munteren Kindergeburtstag ähnlich, den Reinigungsdienst vor eine echte Herausforderung gestellt haben.

Auch musikalisch blieben keine Wünsche offen. Dominiert wurde das Set von Klassikern, z. B. vom Debütalbum „Songs of Praise“ von 1981, das die Band im vergangenen Jahr noch einmal als „25th Anniversary Edition“ neu aufgelegt hat (wieso eigentlich 25-jähriges Jubiläum, es sind doch 27 Jahre?). Davon erwähnenswert natürlich „Viva La Revolution“, der unumstrittene Publikumsrenner und so etwas wie die Hymne der Truppe, sowie „Callling Calling“, das auf der Tour wohl nur in Frankfurt gespielt wurde. Ebenfalls gut: „Rockin’ Wrecker“ vom 85er-Release „Smart Alex“, von dem auch die gern als Opener gespielte „Ode to Joy“ stammt. Dazu kamen einige Stücke der neuen Scheibe, die mir etwas zu poppig daherkommt, aber die Band war schon immer live ein größeres Erlebnis als von der Platte.

Besonders in Erinnerung bleiben wird mir sicherlich die Szene, als ein paar junge Damen, die zum Song „Bad Girl“ auf das Podest gebeten wurden, Monkey nach ihrer Tanzeinlage buchstäblich auf Händen trugen (oben). Dieser gratulierte später der Freundin des ROLLIN RACKATEERS-Sängers Toby auf der Bühne noch persönlich zum Geburtstag, eine nette Geste. Gegen Ende des Auftritts, bei dem er zu absoluter Höchstform aufgelaufen war, entledigte sich Monkey noch weitgehend seiner Klamotten, um schließlich vor der Bass Drum niederzuknien und sich erschöpft nach hinten fallen zu lassen. Kurz danach war dann Schluss. Finale furioso.

Stagehand Dave von der „Adicts Bastard Road Crew“, der die Band rund um die Welt begleitet und ein stellenweise amüsantes Tagebuch über seine Erlebnisse geführt hat (http://davesuspect.blogspot.de/2009/12/sunday-6th-december-2009-frankfurt.html) schreibt in seinem Blog, die Show sei die beste der gesamten Tour gewesen. Er muss es wissen, denn er war immer dabei. Und ich kann ihm nur Recht geben, das Abschlusskonzert in Frankfurt war phänomenal und nicht zu toppen. THE ADICTS – für mich vermutlich der beste Gig des Jahres 2009.

Links: http://www.adicts.us/ , http://www.myspace.com/adicts, http://www.longtalltexans.co.uk/, http://www.myspace.com/thelongtalltexans, http://www.torpedohead.de/, http://www.myspace.com/torpedoheadrocks, http://rollinracketeers.de/, http://www.myspace.com/rollinracketeers/

Text: Stefan / Fotos: Kai
Clip: aufgenommen am Konzertabend von volrichy2

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