AU-SOMMERFEST 2013

Au, 8.06.2013

Wir schreiben das Jahr 2013 und ganz Frankfurt ist nicht besetzt. Ganz Frankfurt? Nein, ein kleines Häuflein unbeugsamer Rebell/innen trotzt seit nunmehr 30 Jahren sämtlichen Bestrebungen, ihren selbstverwalteten Lebens(t)raum zu zerstören. Dieses Jubiläum zu feiern, waren am zweiten Juniwochenende mit Party (Freitag), Open Air-Festival (Samstag) und Fußballturnier (Sonntag) wieder alle Freunde und Sympathisanten der Au im Norden der Stadt aufgerufen. Wir berichten im Folgenden über den Konzert-Samstag, der das erwartete Spektakel wurde und sich – neben dem wie immer erstklassigen Line-up der Bands – durch zweierlei auszeichnete: den enormen Publikumszuspruch und den damit einhergehenden Getränkekonsum.

Ich bin ja nun auch schon seit fast 20 Jahren regelmäßiger Besucher des Sommerfestes, aber soviel Menschen habe ich auf dem Freigelände noch nie gesehen. Das lag zum einen am guten Wetter – manche kommen ja nur aus

ihrem Bau, wenn die Frösche die Leiter nach oben steigen. Trotz drohendem Gewitter, das aber schließlich mit weithin hörbarem Donnergrollen doch einen Bogen um die Au machte, war es schon das zweite Jahr in Folge ohne Regen. Fast zu schön, um wahr zu sein. Ein weiterer Grund war natürlich der „runde“ Geburtstag der Rödelheimer Institution mit einem Headliner wie NOMEANSNO, der auch in der Vergangenheit bei seinen fast jährlichen Auftritten im Exzess stets für eine volle Hütte gesorgt hatte. Und dann war da noch die zweite große Blockupy-Demonstration binnen einer Woche in der Innenstadt, nach der diverse Teilnehmer noch den Weg zum Festival fanden. Kolportiert wurde, dass insgesamt 2100 zahlende Gäste das Eingangstor passierten. Das dürfte ein neuer Rekord sein. Gut für die Kasse der Organisatoren und für diverse Zwecke, an die die Überschüsse dieser Non-Profit-Veranstaltung gespendet werden.

Entsprechend der Menschenmenge kam auch etwas vor, das ich noch nie zuvor in der Au erlebt habe: Sie wurde leer getrunken. Am frühen Abend war bereits das Ex ausverkauft, später folgte Röpi und noch vor dem Ende war auch der Äppler-Vorrat erschöpft.

Wer hätte gedacht, dass man sich am späten Abend (oder besser: frühen Morgen) noch über eine Flasche warmes Licher freuen würde, die ein reitender Bote aus einem Automaten ergattern konnte? So ändern sich halt die Ansprüche. Obwohl der ein oder andere sein letztes Bier wohl besser jemand anderem übrig gelassen hätte, blieb es nach allem, was ich mitbekam oder hörte, wieder ein friedliches Fest. Mal ganz abgesehen davon, dass ja manche Leute eine ganz eigene Definition von Ruhe haben. Die packen ihre Sechs-Quadratmeter-Picknick- Decken auch dann nicht ein, wenn rings um sie ein oberfettes Gedrängel herrscht und pienzen zu allem Überfluss diejenigen, die dann darüber latschen (müssen), auch noch blöd an. All jenen empfehle ich einen entspannten Camping-Aufenthalt im Grüneburgpark oder in Omas Schrebergarten.

Wenig Verständnis bringe ich auch für die auf, die trotz der fairen Thekenpreise ihren Alk von Aldi und Konsorten in Rucksäcken zum Konzert schleppen, um ein paar Cent zu sparen (dafür aber spätestens nach ’ner Stunde warme Plörre trinken müssen). In diesem Jahr war’s natürlich nicht ganz so wild, es gab ja bis zum Schluss eh nicht genug für alle am Tresen. Dennoch wird das zu Recht nicht gern gesehen und ist völlig überflüssig. Die Selbstversorger waren auch bei den Kids nicht wohl gelitten, die inzwischen professionell ausgerüstet mit Wägelchen

durch die Menge zogen und mit Schildern auf ihre Tätigkeit als Pfandflaschen-Sammler aufmerksam machten. Aber natürlich lag für die Zwerge immer noch genug auf dem Rasen rum, um sich das Taschengeld gehörig aufzubessern.

So kamen Jung und Alt (im wahrsten Sinne) auf ihre Kosten, auch wenn manche der Allerjüngsten während der Auftritte am Nachmittag doch ein wenig zu nah vor der Bühne herumstanden (Foto rechts), einige davon ohne Ohrschutz. Da brauchen sich die Eltern später wenigstens nicht zu wundern, warum die Kinder nicht verstehen, was ihnen gesagt wird – sie haben es schlichtweg nicht gehört. Kaum zu überhören war dagegen die Truppe ORKRESTA aus dem Baskenland, die in den Pausen zwischen den auf der Bühne auftretenden Bands auf dem kleinen Platz zwischen der „Furcht-Bar“ und dem Ausschank der „Kuhlen Au“ mit ihrer Musik und ihrem ausgefallenem Outfit für Kurzweil sorgte.

Schräg über ihnen thronte als weiterer Blickfang ein meterhoher, giftgrüner (Hausbesetzer-)Drache, geschmückt mit der Fahne des spanischen Fußballclubs Athletic Bilbao.

Ob der legitime Nachfolger der goldfarbenen Buddha-Statue von 2009 nur der optischen Verschönerung diente oder es mit dem monströsen Ungetüm eine weitere Bewandtnis hatte, entzieht sich leider meiner Kenntnis – wenn jemand was weiß, bitte mal unten kommentieren. Ansonsten war in puncto Atmosphäre alles wie in den vergangenen Jahren; ich wiederhole mich ungern und wer mag, lese dazu den ausführlichen Bericht von 2012 hier.

In den folgenden Beiträgen, die wir in Kürze online stellen, widmen wir uns den Bands dieses Festivals: SKA-ALLÜREN aus Darmstadt, den MODERN PETS aus Berlin, THE MOVEMENT aus Dänemark, RESTARTS aus dem UK und dem Headliner, NOMEANSNO aus Kanada.

Text & Fotos (6): Stefan / Fotos (7): Frank

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