BRAT PACK & STATE OF WASTE

Exzess, 12.07.2013

Ich muss gestehen, dass ich als Musik- Fan im besten Alter oftmals die Jugend nicht mehr verstehe. Die Jugend im Allgemeinen sowieso nicht, aber auch nicht die jungen Leute, die sich zu Bands formieren und im Punk-Genre auftreten. Früher haben sich Musiker vor einem Gig mit Bier überschüttet, um die Haare in Unordnung zu bringen, die leeren Flaschen dann gegen die Wand gedroschen und außerdem noch das Publikum beim Betreten der Bühne bespuckt. Heutzutage sehen Punk- Musiker auch schon mal wie die Jungs von STATE OF WASTE aus, die am gestrigen Konzertabend im Frankfurter Exzess als Support von BRAT PACK (Foto oben) antraten.

Rein optisch hätte ich die Band im Fahrwasser von diesen Schlager-Schnulzern wie SPORTFREUNDE STILLER oder WIR SIND HELDEN angesiedelt, nicht zuletzt aufgrund der schnieken Fönfrisuren von Sänger Marc (oben) und Drummer Jörn, die aus einiger Entfernung betrachtet und in Kombination mit dem Oberlippenbartflaum an einen erfolglosen österreichischen Landschaftsmaler und Hobby-Strategen erinnerten. Doch als ich gerade kopfschüttelnd den Saal in Richtung Theke verlassen wollte, geschah etwas Seltsames: Die Jungs fingen zu spielen an und klangen nicht wie SPORTFREUNDE STILLER, sondern wie ADVERTS, wie WIRE oder CRIME in ihren besten Zeiten! Kurzum: The kids were alright!

Ausgestattet mit einem frischen, lauwarmen Bier zog es mich daher wieder zurück in den Showroom, wo ich den Gig des Ruhrpott-Quartetts begeistert verfolgte. Der war zwar nur von kurzer Dauer, da die Band erst ein 6-Track-Demo vorzuweisen hat, sorgte mit seinen kurzweiligen Oldschool-Punk-Hymnen aber für ordentlich Stimmung. Neben eigenen Songs gab’s mit „Broken Bones“ ein Cover von THE FREEZE (sehr gut) und mit „I Wanna Be Your Dog“ eine STOOGES-Hommage, die man auch hätte weglassen können. Alles in allem ein cooler Auftritt einer Combo, von der man hoffentlich noch viel hören wird. Freunde klassischen UK-Punks sollten sie auf jeden Fall im Auge behalten.

Mit BRAT PACK stand danach der Headliner des Abends auf dem Programm, eine Band aus der niederländischen Stadt Nijmegen, die unweit der deutschen Grenze gelegen ist. Das Quintett ist seit 2006 aktiv und hat mit „Hate the Neighbours“ (2008) und „Stupidity Returns“ aus dem Jahr 2011 bereits zwei Longplayer veröffentlicht. Und wenn man nicht wüsste, dass BRAT PACK aus unserem Nachbarland kommen, würde man vermutlich denken, es hier mit amerikanischen Westcoast-Punks zu tun zu haben, klingen die Holländer doch ähnlich wie D.I., ADOLESCENTS oder die CIRCLE JERKS. Die Song-Auswahl erstreckte sich über die beiden Alben sowie die exzellente EP-Single von 2007.

Musikalisch wechselten sich dabei härtere Oldschool-Skate-Songs Marke RKL und melodische California-Punk-Hymnen miteinander ab. Das war kurzweilig,

energiegeladen und dank des rotzigen Gesangs von Frontmann Kenny auch stets dreckig. Optisch wirkte das Ganze wie eine Szene aus einem Comic, in dem gerade eine Schlägerei stattfindet und man nur eine Staubwolke sieht, aus der gelegentlich und für jeweils kurze Momente einige Fäuste herausragen. Soll heißen, BRAT PACK fegten wie ein Wirbelwind über die Bühne und rissen das Publikum vor dem Podest mit sich (seht dazu auch unseren Clip weiter unten).

Diejenigen, die die Songs der Niederländer durch ihre früheren Auftritte in der Region (unter anderem 2009 in der Raumstation Rödelheim) bereits kannten, grölten ohnehin jeden Refrain mit und diejenigen, die ihre erste Begegnung mit dem BRAT PACK feierten, fanden leichten Zugang zum brachialen Sound der Käse-Punks. Als besonderer Blickfang der Show entpuppte sich Kenny, der oftmals ähnlich wie Yogi-Bär über die Bühne tapste, aber selbst dabei eine gute Figur machte.

Fazit: Ein überaus gelungenes Double- Dose-Package für alle Freunde des gepflegten Oldschool-Punks. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle erwähnt, dass mit TRASH UP noch eine dritte Band am Start war, die allerdings schon gespielt hatte, als ich im Ex eintrudelte.

Links: http://www.brtpck.com/, https://myspace.com/bratpackontheattack, http://www.lastfm.de/music/Brat+Pack, http://stateofwaste.wordpress.com/

Text, Fotos (12) & Clip: Marcus / Fotos (12): Stefan

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