CASUALTIES

Das Bett, 24.07.2013

Hurra, der Frankfurter Club Das Bett ist gerettet und macht weiter. Diese gute Nachricht wurde einige Tage vor dem gestrigen Gig bekannt gegeben und freut uns natürlich. Die erforderlichen 30.000 Euro kamen durch Spenden zusammen und werden nun hoffentlich zum Teil in einen neuen Innenanstrich des Ladens investiert, der die sterile Halle etwas gemütlicher machen könnte. Ich würde Negativ-Rot oder Zoom-Schwarz vorschlagen. Doch zum Konzertabend. Die CASUALTIES sind seit einer Dekade das Flaggschiff des US-Streetpunks, haben insgesamt schon 23 Jahre auf dem Buckel und sind recht tourfreudig, so dass es bereits etliche Gelegenheiten gab, sie live zu sehen, bisher jedoch meist in selbst verwalteten Locations.

Bevor die etwa 60 anwesenden Besucher in den Genuss der New Yorker kommen sollten, galt es noch den Opener zu überstehen. Der nennt sich FUCK-A-BUNTEN (ja, richtig gelesen), kommt aus Siegen und war, zumindest an diesem Abend, zur falschen Zeit am falschen Ort. Eine Mischung aus SPORTFREUNDE STILLER, den TOTEN HOSEN und anderen langweiligen Deutschrock-Anleihen hat vor CASUALTIES nun wirklich niemand gebraucht, was zur Folge hatte, dass nahezu alle Gäste sich während des Gigs des Support-Acts vor der Halle aufhielten und lediglich zur Sicherung des alkoholischen Nachschubs den Weg in den Club fanden. Ob der aktuellen Rekord-Temperaturen und der netten Sitzgelegenheiten vor dem Eingangsbereich war’s draußen ohnehin schöner.

Gegen 22:30 Uhr betraten dann die amerikanischen Mohawk-Punks zu einem stimmungsvollen Ennio Morricone-Western-Intro die Bühne. Dabei fiel

zunächst auf, dass Shouter Jorge die Haare nicht schön hatte. Es war ein ungewohntes Bild, den gebürtigen Ecuadorianer ohne seine markanten Spikes zu sehen, aber irgendwie auch sympathisch, dass er drauf scheißt, wenn ihm nicht danach ist. Nachdem sich Jorge wie gewohnt ein Bier von oben in die Fresse gekippt hatte, legten die Jungs mit „My Blood. My Life. Always forward“, dem Opener des aktuellen Albums „Resistance“, los. Einige Youngster, die meine Enkel hätten sein können, waren sofort aus dem Häuschen, stimmten einen fröhlichen Pogo an und folgten im Anschluss dem Aufruf der Band die Bühne zu entern („Come on up, we don’t give a fuck!“), um dort mit ihren Heroen zu feiern.

Den Kids war es zu verdanken, dass wenigsten etwas Stimmung aufkam, das restliche, ältere Publikum hielt sich merklich zurück, vermutlich um bei den Temperaturen in der Halle einem Kreislauf-Kollaps zu entgehen. Die Band gab derweil alles, um die Fans zu

motivieren, rief zum Circle Pit und zur Wall of Death auf, was natürlich mit geschätzten zehn Mitwirkenden nicht so richtig funktionieren sollte. Die Songauswahl des Abends bot überwiegend Tracks der aktuellen Scheibe, des 2004er „On the Frontline“-Albums und des Debüts „For the Punx“, was okay war, denn eine wirklich schwache Scheibe haben die CASUALTIES bis dato nicht abgeliefert.

Dennoch hätte ich mich über mehr Tracks des meines Erachtens besten Werks „Under Attack“ gefreut, denn hier standen lediglich der Titelsong und „System failed us… again“ auf der Playlist. Auch ältere Stücke wie „Kill the Hippies“ und „Drinking is Our Way of Life“ wurden leider nicht gespielt. Spaß gemacht hat es trotzdem, obwohl ich zugeben muss, dass ich die Jungs schon besser gesehen habe. An diesem Abend wirkte die Band etwas schlapp, vor allem Sänger Jorge hielt sich auf der Bühne meist relativ weit hinten auf und trug wenig dazu bei, das Publikum bei Laune zu halten. Dieser Job kam diesmal dem Gitarristen Jake und dem Basser Rick zu. In einem kleineren Laden wie der Au hätte der Gig vermutlich mehr Laune gemacht, aber man kann eben nicht alles haben.

Als Bonus gab’s noch eine Cover-Version des RAMONES-Klassikers „Rockaway Beach“, eine nette Huldigung der Band an die Legende aus ihrer Hometown, und zum Abschluss mit „We Are All We Have“ natürlich den obligatorischen

„Hit“ der Band, mit dem ich aufgrund seines Tralala-Refrains allerdings noch nie sehr viel anfangen konnte. Ich mag die Jungs dennoch, und da sich THE EXPLOITED ja inzwischen bereits seit einer Dekade im andauernden Schneewittchenschlaf befinden, bin ich froh, dass es überhaupt noch Bands gibt, die die Streetpunk-Flagge hoch halten. Up the Punx!

Links: https://myspace.com/thecasualties, http://www.reverbnation.com/casualties, http://www.lastfm.de/music/The+Casualties, http://www.fuck-a-bunten.de/, http://www.reverbnation.com/fuckabunten

Text, Fotos (10) & Clip (1): Marcus / Fotos (17) & Clip (1): Stefan

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1 Comment

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One Response to CASUALTIES

  1. Yanni --:D

    hahaha auf fast allen bildern bin ich drauf 😀