MONTESAS & IMPERIAL SURFERS

Orange Peel, 1.06.2013

Ausnahmezustand in Mainhattan: Selten kamen wir uns im Frankfurter Bahnhofsviertel „behüteter“ (oder etwa beobachteter?) vor als gestern, da viele Straßen abgesperrt waren und an jeder zweiten Ecke Blaulichter standen, der Blockupy-Demonstrationen wegen. Gänzlich unpolitisch und (gedanklich, nicht räumlich) weit weg von der „Battle on the Street“ stand auf dem Programm des Nachtclubs Orange Peel eine „Battle of the Bands“ zwischen den Beatkapellen der MONTESAS und der IMPERIAL SURFERS. Der ursprünglichen Planung zufolge sollte der Gewinner des „Loser Leaves Town Matches“ durch die Gunst des zahlreich erschienenen Publikums bestimmt werden.

Doch während auf den vorangegangenen Stationen der Tour beide Combos abwechselnd auftraten, jeweils ein oder zwei Lieder spielten und dann wieder die Bühne für den Kontrahenten räumten, kam es gestern nicht zum direkten „Gegeneinander“.

Da jeweils ein Bandmitglied des nordhessischen Sextetts (Schlagzeug) und des madrilenischen Quartetts (Gitarre) krankheitsbedingt nach Hause geschickt werden musste, einigte man sich auf ein schmerzfreies „Miteinander“: Beide Gruppen traten gemeinsam auf, füllten jeweils die personellen Lücken der anderen Band und veranstalteten ein Ringelpiez ohne Anfassen an den Instrumenten. Auch schön.

Da die IMPERIAL SURFERS eine reine Instrumental-Combo sind, kam dem MONTESAS-Frontmann und Gitarristen Marcel Bontempi das alleinige Sangesrecht zu, das Schlagzeug blieb während der gesamten Show in spanischer, das

Keyboard in deutscher Hand. Am Bass wurde gewechselt und ab und an erweiterte ein (iberisches) Saxophon das klangliche Portfolio der binationalen Truppe. Größere Probleme bei der musikalischen Abstimmung zwischen den beiden Bands gab es nicht; sie kennen sich seit Jahren, haben schon des öfteren Touren gemeinsam bestritten und sind trotz aller überstandenen Saalschlachten gut befreundet.

Eine Affinität zu Spanien hatten die MONTESAS ohnehin schon immer – Mastermind Bontempi ist gebürtiger Katalane, spricht die Landessprache und so ist es wohl kein Zufall, dass seine Band einen spanischen Namen trägt, der auf deutsch „Die Wilden“ oder „Die Ungezähmten“ bedeutet. Diejenigen, die sie trotz ihrer jährlichen Auftritte im Orange Peel noch nicht gesehen haben, konnten die Kasseler und die Madrilenen am Outfit auseinander halten: Während die „Teutonic Kaiser Monkeys“, wie sie auf dem Konzertflyer bezeichnet wurden, weiße Oberhemden mit schwarzem Binder trugen, stachen bei den spanischen Konquistadoren blaue Jacken mit roten Streifen ins Auge.

Von Beginn an (und der war nach alter Peel-Tradition mal wieder richtig spät, gegen kurz vor Mitternacht) heizte die explosive Mischung der deutschen Botschafter des Hully Gully und der spanischen Könige des Hunka Hunka dem zahlreich erschienenen Publikum ein – angefangen beim Cover des Gassenhauers „16 Tons“ als Opener über einige ältere MONTESAS-Stomper wie „Have a Ball“ bis hin zu „Ye Ye No No“ von der zur aktuellen Tour veröffentlichten „Battle“- EP (dazu später mehr). Und so war schon eifrig Hüftwackeln und Armschlenkern angesagt, noch bevor ab der zweiten Hälfte des Sets die Verstärkung in Person zweier junger Damen namens Ira Lee und Maria Mariachi anrückte.

Mir (und wohl auch unserem Fotografen) gefallen die MONTESAS ja immer am besten, wenn auch deren weibliche Unterstützung, die MONTESITAS, die

Bühne erklimmen. Ob nun das famose „I Don’t Love You“ vom Debütalbum „Hipsville Teen Party“ (2001) gleich zum Start, das wenig später folgende „Catalina Push“ (Clip dazu weiter oben) oder jeder andere Song: Die „deutschen SHANGRI-LAS“ bringen den Style der wilden 50er und 60er nicht nur durch ihre Retro-Klamotten authentisch rüber, animieren das Publikum in sympathischster Weise und singen und tanzen vortrefflich. Nach „Midnight Beat“, dem letzten der acht Lieder des „MONTESITAS Girl Commando“ folgte noch die immer wieder gern gesehene MONTESAS-Version von KRAFTWERK’s „Das Model“ (Clip unten), bevor der Gig mit den Zugaben dem Ende entgegen ging.

Ob die IMPERIAL SURFERS außer „I’m a Sinner Not a Saint“ (veröffentlicht auf einer Single bei Soundflat) noch weitere Tracks beisteuerten, kann ich nicht

sagen, da ich die Truppe im Gegensatz zu ihren Kollegen noch nie live gesehen habe. Ich bin aber sicher, dass wir ein stark MONTESAS-dominiertes Set erlebten. Positiv: Da keine „Battle of the Bands“ stattfand, gab es auch keine Verlierer, die die Stadt geteert und gefedert verlassen mussten. Und somit hoffe ich, dass sich beide Kapellen bald wieder im Club an der Kaiserstraße einfinden, um das Verpasste nachzuholen.

Zur gemeinsamen Tour erschienen und nach der Show am Merchtisch zu erwerben gab es schickes Vinyl im sogenannten Königsformat (10“) inklusive Poster, von dem lediglich 300 Exemplare gepresst wurden. Darauf sind beide Combos mit jeweils sechs Songs vertreten. Sie erinnern an eine mehr als unterhaltsame Nacht, die nach langer Aftershow-Party erst im Morgengrauen ausklang. Aus dem niemals schlafenden Frankfurter Bahnhofsviertel waren inzwischen auch die Blaulichter verschwunden – Ausnahmezustand aufgehoben.

Links: http://www.montesas.de/, http://www.myspace.com/themontesas, http://www.lastfm.de/music/The+Imperial+Surfers

Text: Stefan / Fotos & Clips: Kai

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