SCHEISSE MINNELLI, RAW POWER, SNOB VALUE

Au, Frankfurt, 7.12.2013

Zehn Jahre gibt es die Frankfurter/ Aschaffenburger Formation SCHEISSE MINNELLI nun bereits. Dieses Ereignis sollte am gestrigen Abend in der Frankfurter Au gebührend gefeiert werden. Und wenn man eine Party gibt, dann gehören nicht nur Besucher, sondern auch einige Überraschungen und Ehrengäste dazu. Den Einstieg in die exzessive Sause (die Party zog sich bis in die frühen Morgenstunden) besorgten die Wiesbadener SNOB VALUE, auf die wir in diesem Blog schon des Öfteren aufmerksam gemacht haben. Die Musiker sehen mit Ausnahme des Sängers aus, als seien sie der TV-Show „Big Bang Theory“ entsprungen, spielen aber, wenn erstmal losgelassen, lupenreinen Hardcore im Stil von BLACK FLAG oder den CIRCLE JERKS.

Mit dem Opener wurde bereits deutlich, welchem Punk-Jahrzehnt an diesem Abend gehuldigt werden sollte. Wer auf Hardcore und Punk der frühen 80er Jahre steht, der war nicht nur goldrichtig, er dürfte die Location auch

mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht verlassen haben. Die Wiesbadener rockten einmal mehr den Laden und stellten eindrucksvoll unter Beweis, dass sie zu den besten Punk-Acts des Rhein-Main-Gebiets zählen. Schade eigentlich, dass ich die Jungs bis dato immer nur als Opener gesehen habe, so langsam wird es Zeit für einen Headliner-Gig.

Nachdem SNOB VALUE die Party im gut gefüllten Rödelheimer Club in Gang gebracht hatten, folgten die Jubilare, die sich gestern lediglich als Trio präsentierten, da Gitarrist Mikey aus familiären Gründen in die USA fliegen musste. Shouter Sam übernahm daher sowohl die Gitarrenarbeit, als auch den Gesang. In eben jenem Lineup spielten die Skate-Punks bereits vor einigen Jahren geraume Zeit, bevor Mikey zur Band stieß. Und wer bereits damals eines der Konzerte gesehen hat, der weiß,

dass das Gitarrenspiel von Sam weniger filigran und auf den Punkt ist, dafür aber rauer und punkiger. Zum gegebenen Anlass passte das gut, wobei der Frontmann aber durch den Doppeljob stark in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt war und nicht so viel Blödsinn machen konnte wie sonst. Gespielt wurde ein Best of-Set, das hauptsächlich aus Klassikern der ersten und dritten Scheibe bestand.

Spannend wurde es, als ein Special Guest auf die Bühne gebeten wurde, der sich als niemand Geringerer als Allen Stiritz entpuppte, seines Zeichens Original-Drummer der L.A.-Punk-Legende WASTED YOUTH. Allen,

man mag es nicht glauben, lebt bereits seit über 25 Jahren in Deutschland und hat sogar einige Jahre, von 1986 bis 1990, in Frankfurt verbracht. Das war zur Hochzeit des Clubs Negativ, in dem er, wie er mir im späteren Verlauf des Abends erzählte, regelmäßiger Gast war. Vermutlich haben wir damals etliche Konzerte gemeinsam erlebt und an der Theke nebeneinander Bier geordert, uns aber leider nie kennengelernt. Seltsame Welt. Allen betrat standesgemäß im L.A.-Punk-Outfit inklusive Bandana die Bühne, nahm hinter der Schießbude Platz und performte gemeinsam mit SCHEISSE MINNELLI drei alte WASTED YOUTH-Klassiker, bei denen nun Drummer Dudel den Bass und Basser Dash die Gitarre übernahm. Präsentiert wurden „Reagan’s In“, „You’re a Jerk“ und natürlich als krönender Abschluss „Fuck Authority“, alles Songs des 1981 erschienenen Kult-Albums „Reagan’s In“. Das Publikum staunte zunächst ungläubig ob der anwesenden Prominenz, explodierte dann aber mit dem ersten WASTED YOUTH-Track und genoss die vierminütige Geschichtsstunde sichtlich.

Im letzten Drittel des Gigs wurde schließlich eine Magnum-Flasche geköpft und Sekt an die Gäste ausgeschenkt (Clip dazu weiter unten), bevor mit „Fuck’n a you“ ein alter Song dargeboten wurde, den die Band regelmäßig auf ihren gemeinsamen Touren mit RAW POWER präsentierte. Beim Track „Skateboard the Freeway“ übernahm ein langjähriger SCHEISSE MINNELLI-Jünger (rechts) die Vocals und dann war der Hardcore-Hurricane, der das Publikum vor der Bühne durch die Luft wirbelte, auch schon vorüber. Und es war einmal mehr ein Erlebnis die drei Jungs auf der Bühne wüten zu sehen. Man darf bereits jetzt auf die neue Scheibe gespannt sein, die 2014 erscheinen soll.

Als dritte Band folgte schließlich die italienische Hardcore-Legende RAW POWER, die bereits seit über 30 Jahren ihr Unwesen treibt und somit Italiens

dienstälteste noch existierende Punk-Formation ist. SCHEISSE MINNELLI haben bereits einige Touren mit den Jungs aus Reggio Emilia bestritten und offensichtlich so großen Spaß dabei gehabt, dass man kurzerhand beschloss, die Freunde auf eigene Kosten und nur für diesen einen Gig aus Italien einfliegen zu lassen.

Und der Aufwand hat sich gelohnt, denn RAW POWER, die mittlerweile auf gut ein Dutzend Alben zurückblicken können, ließen ihre zumeist zweiminütigen Hardcore-Geschosse in einem atemberaubenden Tempo auf die Gäste los, die inzwischen wie willenlose Duracell-Hasen mit Raketenantrieb vor der Bühne herumtobten. Songs wie „Raw Power“, „State Opression“ oder „Nihilist“ sind Hymnen, die auch aus der Feder von GBH oder CHAOS UK stammen könnten, wobei der Gesang des einzig verbliebenen Original-Mitglieds

Mauro ein wenig höher und keifender klingt als bei den genannten Punk-Rockern.

Die Combo lieferte „good friendly violent fun“, um das Motto einer bekannten Thrash-Band aufzugreifen und verlangte dem erschöpften Pogo-Mob noch einmal alles ab. Ein Klasse-Gig, der Lust auf mehr machte. Bleibt zu hoffen, dass die Italiener bei ihrer geplanten Tour 2014 auch wieder Station in der Au machen. Nach gut einer Stunde und einigen Zugaben war die Live-Action vorüber, doch die eigentliche Party begann jetzt erst. Unterm Strich war’s, so weit ich mich noch erinnern kann, ein furioser Abend, der großen Spaß gemacht hat. Bei der 20-Jahres-Party bin ich auf jeden Fall wieder dabei. Prost!

Links: http://scheisseminnelli.com/, https://myspace.com/scheisseminnelli, http://www.reverbnation.com/scheisseminnelli, http://www.lastfm.de/music/Scheisse+Minnelli, http://rawpowerhardcore.com/wp/, https://myspace.com/rawpowerhc, http://www.reverbnation.com/rawpowerhardcore, http://www.lastfm.de/music/Raw+Power, http://snobvalue.blogspot.de/, https://myspace.com/snobvalue, http://www.lastfm.de/music/Snob+Value

Text & Fotos: Marcus
Clips: aufgenommen am Konzertabend von VodkaViolator

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