SKY HIGH FESTIVAL

Das Bett, Frankfurt, 17.10.2014

Lazlo Lee & The Motherless ChildrenIch bin mir nicht sicher, ob die drei (mehr oder weniger) Psychedelic-Events, die diese Woche in Frankfurt stattfinden und im Club „Das Bett“ geplant waren, alle das „Sky High Festival 2014“ darstellen sollen oder nur das hier besprochene am Freitag – verschiedene Quellen behaupten Unterschiedliches. Auf jeden Fall haben die Veranstalter einmal mehr die Créme de la Créme des harten und des weniger harten psychedelischen Rocks an den Main geholt und verdienen dafür unseren Dank.

Allerdings hatte der Freitag einen Ausfall und einen Wechsel zu verkraften. Die 2012 an selber Stelle und beim „Hammer Of Doom“ aufspielenden (und beide Male von mir sehr geschätzten) Aschaffenburger ORCUS CHYLDE mussten Valley of the Sunleider wegen Krankheit absagen, schade drum. Die nicht so okkult wie ihr Name klingenden, aber trotzdem famosen ALL THEM WITCHES touren gerade in den Staaten, weswegen sie wohl nicht da waren. Als Ersatz sprangen VALLEY OF THE SUN aus Cincinnati ein, wahrlich keine schlechte Alternative. Aber nicht besonders bewusstseinserweiternd, sondern eher brachial kalorienverbrennend. Valley of the SunSänger/Gitarrist Ryan Ferrier hat ein Sangesorgan, prächtig geschaffen für treibenden Rock, der in diesem Fall zwar irgendwo aus der Wüste anzusiedeln sein mag aber in erster Linie kräftig Arsch tritt, ohne das Rad der Musikgeschichte neu zu erfinden.

Vergleiche mit BLACK STONE CHERRY, die ich einen Tag vorher in der vollen Frankfurter Batschkapp erleben durfte, ließen diese im Gegensatz zu VALLEY OF THE SUN als Poseure dastehen, die die wilden Männer publikumswirksam geben aber unterm Strich eine Rockmusik zelebrieren, die mit zahnlos noch recht wohlwollend beschrieben ist. Hier war alles echt: Klasse Songs mit Zunder, ein Schlagzeuger, der beim Spielen wahre Frontmann-Qualitäten ausdrischt (gut, der Drummer Valley of the Sunbei BSC ging auch ab wie Schnitzel, zugegeben) sowie ein Bassist und zweiter Sänger, der die Kilometer auf der Bühne nicht aus Unterforderung runterreißt sondern beim Spielen mitbängt, weil das hier halt einfach supergeil ist. Zwei Songs von der zweiten EP wurden kredenzt sowie vier vom ersten Longplayer, der hiermit sehr empfohlen wird. „Centaur Rodeo“, letzter Song des Albums sowie auf der ersten EP, kann hier für lau geladen werden. Klasse Gig, der zwar nur eine halbe Stunde dauerte aber Kraft hatte für zwei.

Pubikumswechsel danach vor der Bühne: Die um Einiges entspannteren MARS RED SKY aus Bordeaux, ebenfalls ein Trio mit extrovertiertem Schlagzeuger, Mars Red Skyklangen ungleich sphärischer als die US-Amerikaner vorher. Zwar gelten auch hier härtere Bands wie LED ZEPPELIN und BLACK SABBATH als Einfluss, ich höre von letzteren bei MARS RED SKY jedoch gar nichts. Muss ja auch nicht. Hypnotische Wirkung wird dem Gesang von Julien Pras nachgesagt, der auch bei CALC spielt und Mars Red Skyein Soloalbum veröffentlicht hat; und ja, ich kann das nachvollziehen und mir gefällt das auch. Live jedoch, nach so einer Granate wie VALLEY OF THE SUN, war das für mich eher die Zeit zum Bier holen und Schwätzchen halten, mit sehr netter Beschallung im Hintergrund. Ich muss hier ja nicht objektiv sein, nicht wahr. Guter Auftritt, gute Band, aber so richtig meins war das nicht.

Die beiden folgenden Bands stammen aus Baltimore und touren schon ein paar Tage gemeinsam durch die Lande. Der Headliner THE FLYING EYES (unten) wurde mir mal von einem Kumpel empfohlen – und bis heute weiß ich nicht so genau, was ich von der Combo halten soll. Die ersten The Flying EyesVeröffentlichungen wie z.B. das selbst betitelte Album (2009) erschreckten mich wegen der stimmlichen Nähe zu Jim Morrison – nicht weil ich die DOORS nicht mag, sondern weil ich es tue. Auf späteren Veröffentlichungen hört man das nicht mehr. Sängerwechsel? Anscheinend nicht. „Lowlands“ klingt teilweise zäh und brachial trotz esoterischer Spielereien; das neue Album „Leaving All Behind Sessions“ verlässt Lazlo Lee & the Motherless Childrendie Psychedelic-Ecke noch mehr und wildert in folkloristischen Gefilden, was ich eigentlich auch ganz gern mag. Nur auf dieser Scheibe irgendwie nicht.

Bevor ich diese Combo prüfenden Ohres jedoch zu hören bekam, schlenkerten LAZLO LEE & THE MOTHERLESS CHILDREN (rechts) auf die Bühne, ein Duo laut allwissendem Internet, das allerdings zu dritt auftrat. Namensgeber Lazlo fragte, ob wir Rock’n’Roll mögen? Klar doch. Metal? Sicher. Punkrock? Aber hallo! Nach Kiffermucke hat er nicht gefragt, so weit ich noch weiß. Und dann ging es los, meine Fresse! Das war Musik für den Dreikönigskeller, in dem meine Rockstage Riot-Kollegen zeitgleich weilten und denen das superb geschmeckt haben dürfte, hätten sie denn kosten können.

Garagenrock vom Feinsten, durchaus vergleichbar mit hysterischen WHITE STRIPES-Aufnahmen, auch wenn sich das mit dem Duo als Blödsinn entpuppte. Der Gig schaffte mich komplett, was sicherlich auch meinem Alter geschuldet ist. The Flying EyesDass die FLYING EYES (links) anschließend versuchten, das Energie-Level zu halten wurde von mir noch wohlwollend, aber schon schwankenden Schrittes zur Kenntnis genommen. Letztlich war es mir bereits ein wenig egal, was noch gespielt wurde; es war kurz vor Eins und die letzte Tram 21 würde die meine sein.

Nach dem großartigen Sky High-Festival 2012 hoffte ich auf Ähnliches vom Grad der Ekstase her und wurde nicht enttäuscht, obwohl ich bestimmt nicht erwartet hätte, solch einem, im besten Wortsinne „primitiven“ Rock’n’Roll-Gewitter ausgesetzt zu werden. Herzlichen Dank dafür. Die FLYING EYES müssen eben einfach noch mal wiederkommen…

Links: https://www.facebook.com/valleyofthesun, http://www.reverbnation.com/valleyofthesun, http://www.lastfm.de/music/Valley+of+the+Sun, http://valleyofthesun.bandcamp.com/, http://www.marsredsky.net/, http://www.reverbnation.com/marsredsky, http://www.lastfm.de/music/Mars+Red+Sky, http://marsredsky.bandcamp.com, http://www.lastfm.de/music/Lazlo+Lee+&+the+Motherless+Children, https://soundcloud.com/lazlo-lee, http://www.theflyingeyes.com/splash, https://myspace.com/theflyingeyes. http://www.reverbnation.com/theflyingeyes, http://www.lastfm.de/music/The+Flying+Eyes

Text, Fotos & Clips: Micha

Alle Bilder:

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