HICKOIDS & PJ FRANCO AND THE BURNOUTS

Juz Bingen, 28.03.2013

Das Juz in Bingen lud am Abend des Gründonnerstag zur großen Benefiz-Sause: Mit dabei waren die HICKOIDS (Foto rechts) aus Texas und PJ FRANCO & THE BURNOUTS aus Alaska sowie die GRANNIES aus Kalifornien, über die wir im nächsten Artikel berichten. Der Grund der Zusammenkunft der drei illustren Bands aus dem Süden, dem Norden und dem Westen der Vereinigten Staaten war nichts weniger, als einem an Leukämie erkrankten Jungen namens Blixa in den USA durch Sammeln von Spenden lebenswichtige, aber teure medizinische Hilfe angedeihen lassen zu können. Dafür haben sich über dem Großen Teich neben vielen anderen Unterstützern auch diverse Musiker zum „Team Blixa“ zusammengetan, von denen oben genannte im Rahmen eines gemeinsamen Auftritts auch im malerischen Rheinstädtchen Bingen vorbeischauten. Wer sich für die großartige Initiative unter dem Motto „No One Fights Alone – Fuck Cancer!“ interessiert, beachte bitte die Links am Ende dieses Berichts.

Den Anfang des Konzertabends bestritt die aus Anchorage stammende Band PJ FRANCO & THE BURNOUTS (links), die seit 2009 aktiv ist und momentan aus P.J. Franco (Schlagzeug und Gesang) sowie Alex(andria) Hickel am fünf-saitigen Bass besteht. Der Wollmützen-bewehrte PJ, den ich auf Anfang Zwanzig schätzen würde, und seine Partnerin, die aussieht, als sei sie eben den Kinderschuhen entwachsen, offerierten während ihres halbstündigen Sets eine volle Breitseite Punk, durchsetzt mit Hip Hop-, Funk- und Jazz-Elementen. Phasenweise erinnerte mich der Sound von PJFATBO an ebenso vielseitige und experimentierfreudige Combos wie etwa die STAR FUCKING HIPSTERS; und so war es wohl auch kein Zufall, dass deren Killer-Song „Until We’re Dead“ just vor dem Auftritt des Duos aus der Konserve zu hören war.

Gegen Ende des Gigs erhob sich PJ vom Platz an seiner Schießbude und schnallte sich mittels eines „Police Line“-beschrifteten Gurtes eine Snare um die Hüfte. Damit marschierte er durch das Juz (Blechtrommel’s Oskar lässt grüßen, aber PJ spielt und singt besser, so dass alle Fensterscheiben heil blieben) und begann dann die Einrichtungsgegenstände auf ihre Trommeltauglichkeit zu überprüfen, den Tresen und die auf ihm herumstehenden Flaschen eingeschlossen. Wer sehen möchte, wie das vor sich ging, der schaue sich einen von der Band selbst angefertigten Mitschnitt an, der vor einigen Tagen in Essen aufgenommen wurde (Clip). Mir gefiel die Darbietung der beiden Youngster gut, ihre Stücke (allen voran mein Favorit „Dishes“) brauchen auch den Vergleich mit etablierteren Kollegen nicht zu scheuen. Solange es Bands wie PJFATBO gibt, braucht uns um den Punk-Nachwuchs nicht bange zu sein.

Nach den musizierenden Waldorf-Schülern aus Alaska gehörte die Bühne einer texanischen Legende, den HICKOIDS aus Austin. Das musikalische White-Trash-Kollektiv war zunächst von 1983 bis 1991 aktiv und dürfte somit neben BLOOD ON THE SADDLE zu den ersten amerikanischen Cow-Punk-Bands zählen. Allerdings wird der Begriff der Truppe nicht ganz gerecht, denn die Jungs, die 1985 bei den Austin Music Awards als beste Country-Band ausgezeichnet wurden, decken ein weitaus breiteres musikalische Spektrum ab, das sich nur schwer in Worte fassen lässt.

Die HICKOIDS selbst liefern auf ihrer Website Definitionen wie Hard-Corn, Hick Rock oder Acidbilly, um ihr Schaffen zu kategorisieren und das trifft die Sache irgendwie auf den Punkt.

Würde man die BEASTS OF BOURBON, BIRTHDAY PARTY, HANK WILLIAMS und FRANK ZAPPA durch den Fleischwolf drehen und das Ergebnis mit einem Schuss LED ZEPPELIN würzen, so kämen vermutlich die HICKOIDS dabei heraus. Die 2005 wiedervereinigte Band, deren Mitglieder inzwischen alle um und über die 50 sein dürften, bot nicht nur optisch einen Einblick in den Texas-Lifestyle (siehe den Gitarristen Davy Jones im Foto ganz oben), sondern auch musikalisch. In fast allen Texten ging es um Drogen und Sex, wenn auch nicht immer mit Frauen („Animal Husbandary“) oder um Texas-typische

Themen wie beispielsweise in „Brand New Way“, einem Song, der in den Achtzigern gar als inoffizielle Hymne der Hauptstadt des Lone Star States galt.

Geprägt wurde der Auftritt der HICKOIDS zum einen durch den charismatischen Frontmann Jeff Smith, einer optischen Mischung aus Nick Cave und Tex Perkins (BEASTS OF BOURBON), den skurril gekleideten Gitarristen Davy Jones und die vielen abwechslungsreichen Songs, die sich zwischen Bluegrass, Cow- Punk, Surf, Tex-Mex, Rock’n’Roll und Post-Punk bewegten. Alles in allem sahen wir einen großartigen Gig einer leider viel zu wenig beachteten Band, die mit dieser Tour ihr Debüt in Deutschland gab. Wer Cow-Punk zu seinen Lieblingsgenres zählt, dem sei diese Combo wärmstens ans Herz gelegt. Als Album-Tipp sei außerdem das 1989 erschienene Werk „Waltz A Crossdress Texas“ erwähnt, das von SST-Producer Spot (u. a. BLACK FLAG, MINOR THREAT, MISFITS, HÜSKER DÜ) aufgenommen wurde. Hick-Hick-Hooray!

Links: http://www.hickoids.com/, http://www.myspace.com/hickoids, http://www.reverbnation.com/hickoids, http://pjfatbo.bandcamp.com/, http://www.reverbnation.com/pjfrancoandtheburnouts

Initiative „Team Blixa“: http://teamblixa.storenvy.com/,
https://de-de.facebook.com/TeamBlixa

Text (PJFATBO), Fotos (4) & Clip: Stefan

Text (Hickoids) & Fotos (9): Marcus

Zum Bericht über den Headliner des Abends, die GRANNIES, klicke hier.

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