ZEKE

The Cave, Frankfurt, 16.11.2018

ZekeEs ist ewig her, seit die in Seattle beheimateten Punkrocker ZEKE sich in unseren Gefilden haben blicken lassen. Wie lange, darüber herrschte am gestrigen Abend Uneinigkeit. Ich hätte auf 14 Jahre getippt, andere Besucher sprachen gar von 18 oder 20 Jahren. Wer‘s genau weiß, der möge dies als Kommentar posten. Fest steht, dass die Amerikaner damals in der Frankfurter Au gastierten und mit ihrem furiosen High-Speed-Punk nicht nur bei mir einen bleibenden Eindruck hinterließen. Tatsächlich war der Auftritt auch diesmal wieder in der Au geplant, wurde jedoch verworfen, da ZEKE-Sänger Blind Marky Felchtone im April bei einer Show in Schweden mit einem T-Shirt eines kontroversen norwegischen Black-Metal-Acts gesichtet wurde, deren Kopf ein verurteilter Mörder und Rechtsaktivist ist.

Felchtone reagierte auf den Vorfall mit einem Statement, in dem er verlauten ließ, dass seine Lebensgefährtin dieses und andere Shirts in Unkenntnis der betreffenden Combo bei Walmart online bestellt habe, distanzierte sich deutlich von jeglicher Art des Rassismus und sprach sich darüber hinaus gegen Trump Zekeaus. Die Live-Pics vom Gig in Stockholm wurden parallel zum Statement von der Website entfernt, ein Video davon ist allerdings noch immer auf YouTube zu finden. Ich persönlich habe ZEKE nie als politische Band wahrgenommen. Inhaltlich geht‘s bei den Jungs in der Regel um schnelle Autos, Motorräder und ums Partyfeiern, eben Dinge, die den gemeinen Amerikaner beschäftigen. Das Statement finde ich daher glaubhaft, auch wenn es natürlich hochgradig dämlich ist, Shirts von Gruppen zu tragen, die man nicht kennt. In einem Land, in dem der Präsident Donald Trump heißt, verwundert dies allerdings wenig. Zudem gibt es genug prominente Beispiele dafür, dass Intelligenz und Rock‘n‘Roll nicht immer Hand in Hand gehen. Doch genug über Politik geredet, ich war schließlich wegen des Konzertes gekommen.

ZekeGigs in der Au sind in puncto Stimmung nicht zu übertreffen, dennoch ist der Club The Cave in der Frankfurter Innenstadt eine gemütliche und leider viel zu selten genutzte Konzertlocation, in der Live-Acts ebenfalls großen Spaß machen. Nach der krankheitsbedingten Absage von CANINE wurde der Abend von den Darmstädter WOLVES eröffnet, von denen ich allerdings nicht sonderlich viel mitbekam, außer, dass das Trio dreckigen Punkrock lieferte und als Anheizer eigentlich recht gut zum Headliner Zekepasste. „Eigentlich“ deshalb, weil es Acts gibt, bei denen man als Opener schlicht auf verlorenem Posten steht, weil bereits im Vorfeld klar ist, dass man gegen den Headliner blass aussehen wird. ZEKE sind eine dieser Bands. Und so sehr sich die WOLVES (oder jede andere Opener) auch bemühten, sie mussten doch wie musikalische Chorknaben gegen die Amerikaner wirken.

ZekeZEKE, gegründet 1992, liefern bereits seit ihrem ersten Album „Super Sound Racing“ (1994) furiosen Uptempo-Punkrock, der sich am ehesten mit schnellen Tracks der DWARVES vergleichen lässt. Soll heißen, hier werden Geschwindigkeit und Melodien in dreckigen, rauen Songs kombiniert, die selten die Zwei-Minuten-Marke überschreiten. Und obgleich sich ZEKE an der Grenze zum Hardcore-Punk bewegen, so ist ihr Sound doch deutlich im punkigen Rock‘n‘Roll zu verorten.

Besonders deutlich wurde dies auf dem 2004-er Output „‘Til the Livin‘ End“, bei dem MOTÖRHEAD-Einflüsse nicht zu verleugnen waren. Allerdings nimmt das besagte Album im Portfolio der Amerikaner eine Ausnahmestellung ein, da Felchtone die Stücke ursprünglich für ein von ihm geplantes Sideproject namens THE WITCHES geschrieben hatte. Er befand dann aber, dass die Lieder besser klingen, wenn sie vom ZEKE-Lineup gespielt werden. „‘Til the Livin‘ End“ verhält sich daher ähnlich wie „Another Perfect Day“ in der Diskografie von MOTÖRHEAD, es ist ein etwas anderes Album.

Nach diesem legte die Combo erstmal eine kreative Schaffenspause ein, nicht zuletzt, da Felchtone Vater wurde und er sich zunächst einmal dieser Aufgabe widmen wollte. 2017 ließ er ZEKE jedoch wieder auferstehen, unter anderem mit Original-Basser Kurt Colfelt, der bereits auf den Zekeersten beiden Releases zu hören war. In diesem Jahr erschien schließlich mit „Hellbender“ der erste Longplayer seit 14 Jahren und wer gedacht hatte, dass die Jungs auf ihre alten Tage einen Gang zurückschalten, der hat sich getäuscht: Die Scheibe knüpft an die frühen Werke von ZEKE an und präsentiert 15 Speed-Granaten, von denen die längste gerade mal 1:46 Minute dauert.

ZekeMan muss das, was ZEKE auf ihren bisherigen acht Alben geliefert haben, nicht unbedingt mögen, denn die Produktion ist oftmals nicht die beste und die Songs dürften vielen eher im Rock‘n‘Roll beheimateten Musikfans zu kurz und zu ruppig sein. Was die Jungs jedoch auf der Bühne zelebrieren, ist über jeden Zweifel erhaben und so brutal, kompromisslos und mitreißend, dass man ZEKE ohne Zweifel als einen der Zekebesten Live-Acts ihres Genres bezeichnen kann. Gespielt wurden etwa 35 Songs in 50 Minuten, die den Zuschauern ohne Pausen und Ansagen in die Fresse geprügelt wurden.

Während Sänger und Gitarrist Blind Marky Felchtone als in sich gewandter „MC Speed“ den Takt angab, sorgte Rampensau und Basser Kurt Colfelt mit diversen Posen für Stimmung und erfrischte das Publikum mit gelegentlichen Bierduschen aus seinem Schlund. Die Stimmung auf der Bühne griff auch auf die Besucher über, die sich ihrerseits in wilden Bierschlachten, Torkel-Tänzen und Rockposen übten. Das Gros der Songs stammte von den Alben „Death Alley“ (2001), „Kicked in the Teeth“ (1998) und dem Debüt „Super Sound Racing“ (1994). Vom neuen Werk standen immerhin Zekevier Lieder auf der Setlist, die Motörhead-lastige Scheibe „‘Til the Livin‘ End“ war indes nur durch einen Song vertreten. Nach dem Ende des Gigs starrte man im Publikum in fassungslose Gesichter, denn eine solche Brachialgewalt in musikalischer Form hatten viele der Gäste bisher selten erlebt. Somit geht der Grammy in der Kategorie „Abrissbirne 2018“ in diesem Jahr an ZEKE! Definitiv eine Band, die man live erlebt haben sollte!

Links: https://www.zekeband.com/, http://zekeyou.com/, https://de-de.facebook.com/ZekeBand/, https://www.facebook.com/zeketheband/, https://www.reverbnation.com/thezeke, https://zekeband.bandcamp.com/, https://www.last.fm/music/Zeke

Text: Marcus
Fotos & Clip: Stefan

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