NIGHT FEVER, BERRI TXARRAK, NEWTOWN NEUROTICS

Au-Sommerfest, Frankfurt, 4.06.2016

Newtown NeuroticsHier folgt nun der zweite Teil unserer Berichterstattung über das diesjährige Sommerfest in der Frankfurter Au. Nachdem wir im vorherigen Post die Auftritte der ersten drei Bands SHAKE!, KRU$H und SAUNA YOUTH haben Revue passieren lassen (klicke hier), widmen wir uns nun den drei weiteren Gästen des 2016 ausschließlich mit internationalen Acts besetzten Festivals: NIGHT FEVER aus Dänemark, BERRI TXARRAK aus Spanien und dem Headliner NEWTOWN NEUROTICS (rechts) aus England.

Als nächstes stand die Formation NIGHT FEVER auf dem Programm, deren Name bei vielen Anwesenden lediglich ein Achselzucken und die Frage „Ist das ‘ne BEE GEES-Coverband?“, hervorbrachte. Doch dem war nicht so, tatsächlich haben die Dänen weder etwas mit der 70s-Schmalz-Combo noch Night Feveretwas mit dem Film „Saturday Night Fever“ am Hut. NIGHT FEVER sind eine junge, 2010 gegründete Band aus Kopenhagen, die in Szene- Kreisen als das „Next Big Thing“ des Hardcore-Genres gehandelt wird. Dass die Jungs dennoch niemand kennt, liegt hauptsächlich daran, dass ihre beiden Alben so gut wie nirgendwo erhältlich sind und man schon eine Bandcamp-Seite bemühen muss, um sich die Songs wenigstens als MP3-Files downloaden zu können.

Night FeverUmso erfreulicher war es, dass sie beim Au-Fest auftraten und noch dazu nicht als Opener, sondern mittendrin. Das Quintett präsentierte ein Hardcore- Brett alter Schule, das mit hohen, aggressiven Vocals aufwartete, die man eigentlich eher von Thrash- und Speed-Metal-Acts kennt. Doch Shouter Solomon (rechts) kann nicht nur hoch, bei einigen Songs ließ der junge Mann auch Sangesqualitäten eines Glenn Danzig oder Lee Ving erkennen und sorgte somit trotz der harten, schnellen Tracks für viel Abwechslung. NIGHT FEVER waren ohne Zweifel die Überraschung des Festivals und meiner Meinung nach der beste Act des Tages.


Weiter ging‘s mit dem baskischen Trio BERRI TXARRAX, dessen Name übersetzt so viel wie „Schlechte Nachrichten“ bedeutet. Musikalisch boten die Spanier eine Mischung aus Hard Rock und Punk‘n‘Roll, die ein wenig an Acts Berri Txarrakwie ZEKE oder PETER PAN SPEEDROCK erinnerte, allerdings nicht an deren Klasse heranreichte. Alle Songs wurden überdies in der Muttersprache der Band vorgetragen und Ansagen gab es kaum, so dass sich das Trio zwar redlich auf der Bühne abrackerte, bei mir aber keinen bleibenden Eindruck hinterließ. Aufgrund der allesamt sehr ähnlich klingenden Songs und der Sprachbarriere wurde das Ganze zudem Berri Txarrakschnell langweilig und verlangte den Anwesenden viel Geduld ab, zumal die Iberer eine gefühlte Ewigkeit auf dem Podest standen. Als Festival-Opener wären BERRI TXARRAX sicherlich besser aufgehoben gewesen, aber dafür blicken die Basken mit über 20-jähriger Historie und mehr als einem halben Dutzend Alben wohl auf eine zu bewegte Vergangenheit zurück.


Als Headliner des diesjährigen Sommerfestes fungierten die 1979 gegründeten NEWTOWN NEUROTICS aus England, die ab 1986 auch mal eine Zeit lang nur unter dem Namen NEUROTICS auftraten. 1988 hatte sich die Combo aufgelöst, Newtown Neurotics2006 wieder formiert, immerhin mit dem Original-Sänger und Gitarristen Steve Drewitt, der auch als Solo-Künstler und mit seiner Afropunk-Band THE INDESTRUCTABLE BEAT aktiv ist. Die NEUROTICS galten stets als äußerst politischer Act und erinnerten dabei – auch musikalisch – nicht selten an ihre weitaus bekannteren Landsmänner von THE CLASH.

Newtown NeuroticsDas klingt zunächst einmal nach einer großen Band, Fakt ist aber, dass die Briten im Laufe ihrer Karriere gerade mal vier Alben veröffentlicht haben, von denen das letzte aus dem Jahr 1988 datiert. Dies hatte zwar den Vorteil, dass die Jungs nur alte „Klassiker“ darbieten konnten, die allerdings kannte kaum jemand. Selbst die erklärten UK-Punkfans konnten vor Ort zum Thema NEWTOWN NEUROTICS nur wenig aussagen, außer vielleicht, dass die Gruppe mit ihrem Debüt „Beggars Can Be Choosers“ ein wichtiges Album geschaffen hat. Insofern war es zumindest schön, dass sich eine Legende wie die NEWTOWN NEUROTICS beim Au-Fest die Ehre gab, und diese wurde auch nicht müde zu betonen, dass sie sehr stolz sei, dort aufzutreten.

Newtown NeuroticsWirklich begeistern konnte die Band allerdings nicht. Vor der Bühne gab es während des Gigs kaum Bewegung und die recht sperrigen Songs animierten nicht dazu, das Geschehen längere Zeit zu verfolgen. Manche sprachen gar vom langweiligsten Sommerfest-Headliner aller Zeiten. Die Darbietung kam doch arg altbacken und eingerostet rüber, irgendwie wurde man den Eindruck nicht los, dass die Stücke entweder schlecht gealtert sind oder schlichtweg nicht sonderlich gut ihm Ohr bleiben. Insofern hinterließ der Gig der NEWTOWN NEUROTICS nicht nur bei mir gemischte Gefühle. Einerseits war‘s nett eine punkhistorisch bedeutende Band zu sehen, andererseits war es in allen Belangen kein guter Auftritt.

Au-Sommerfest 2016Und so ging die diesjährige Au- Sommersause dann, zumindest was die Live- Shows betrifft, zuende. Alles in allem war es für meinen Geschmack musikalisch eine Spur weniger erlesen als in vielen anderen Jahren. Aber was natürlich immer bleibt, ist die Zusammenkunft mit zahllosen Freunden und Bekannten und die schöne Atmosphäre, die das Festival ein ums andere Mal verströmt. Und deswegen freuen wir uns alle auch schon wieder auf den ersten Juni-Samstag 2017!

Links: https://da-dk.facebook.com/Night-Fever-Official, http://nightfeverhc.bandcamp.com/, http://www.last.fm/music/Night+Fever, http://www.berritxarrak.net/, https://www.facebook.com/berritxarrak, https://berritxarrak.bandcamp.com/, https://www.facebook.com/newtownneurotics/, http://www.last.fm/de/music/Newtown+Neurotics

Text (Bands): Marcus / Text (Rest): Stefan
Fotos (16): Kai / Fotos (15): Frank

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