NEWGLAM Underground Festival

Ponyhof, 24.11.2011

Und wieder einmal rief der Ponyhof, eines der in diesem Jahr von mir am häufigsten frequentierten Venues. Diesmal traten im Rahmen des NewGlam Underground Festivals drei Bands auf – das Frankfurter Wave-Trio SINBEATS, das Elektro-Duo VAMPIRE POP STRATEGY aus Bologna und die Glam-Rocker THE ORPHANS aus Brighton. Den Anfang machte eines der Urgesteine der hiesigen Szene, die SINBEATS. Inzwischen gibt es sie, in veränderter Besetzung, schon mehr als 20 Jahre. Immer noch dabei sind die Gründungsmitglieder Harry (Gesang & Gitarre) und Wolfgang (Schlagzeug & Gesang). Komplettiert wird das Trio durch den neuen Bassisten Frank. Dieser war, wie durch die Website http://www.sinbeats.net zu erfahren, im Juni diesen Jahres eingestiegen. Ich habe die Combo 1998 das erste Mal im DKK live gesehen und danach ihre Entwicklung durch Konzertbesuche in Abständen von zwei bis drei Jahren ein bisschen mitverfolgt.

Das Set zum Sachsenhäuser Heimspiel bestand aus neun Stücken. Fünf davon neu und bisher unveröffentlicht, mir gefielen „Bring Back the Light“ und „This is the Right Time“ am besten. Der Rest stammte vom letzten Album „Sinbeats“ von 2006, unter anderem als Zugabe auch mein Favorit „I Want My Analogue Life Now“. Der Tonträger „Howl!“ (1994/95) und das Debüt- Release „Get High“ (1991/92) wurden bei der Songauswahl diesmal leider nicht berücksichtigt. Schade, denn insbesondere „No Way“ hätte ich gern mal wieder live gehört. Ansonsten alles wie gehabt: Die SINBEATS nahmen mit ihren mal melancholischen, mal rockigen Wave-Melodien das Publikum einmal mehr für sich ein und konnten sich verdientermaßen über viel Applaus freuen.

Dann spielten VAMPIRE POP STRATEGY. Kolportiert wurde, dass die beiden Musiker namens Marco und Francesco eigens für diesen einen Auftritt aus Bologna an den Main gekommen waren.

Sollte dem so gewesen sein, dann mussten einem die Twens doppelt leid tun: Zum einen der langen und kostspieligen Anreise wegen und zum anderen, weil sich für ihre Musik nicht wirklich viele der ohnehin spärlich erschienenen Gäste interessierten. Nur eine Handvoll Personen stand vor der Bühne, der Rest verfolgte das Geschehen aus sicherer Distanz oder hielt sich, mehr oder weniger in Gespräche vertieft, im hinteren Teil der Räumlichkeiten auf.

Ich kann allerdings verstehen, dass der spacig-poppige Elektro-Wave mit Reminiszenzen an die 80-er Jahre nicht allzu viele Anhänger fand. Der Rhythmus kam vom Band (bzw. dem Laptop), einer der Jungs spielte auf einem Mini-Keyboard und der andere sang dazu in kaum verständlichen Englisch, die Hände häufig in den Hosentaschen vergraben. Insgesamt fand ich den Sound zwar in Ordnung, aber Innovatives konnte ich nicht entdecken. Vor 20 Jahren habe ich elektronische Musik ganz gern gehört, allerdings eher in Richtung stakkatoartiger Beats wie bei FRONT 242 oder PROJECT PITCHFORK. Geschmeidiger Elektro-Pop à la VPS fand nicht den Weg auf den Plattenteller und daran werden auch Francesco und Marco nichts ändern.

Zum Schluss THE ORPHANS aus dem UK. Was soll ich sagen: Eine ganz andere Baustelle. Vier Glamrocker vor dem Herrn, singend, tanzend, schreiend, über die Bühne tobend. Spektakulär. Kurzweilig. Spannend. Diese Jungs zelebrierten das Genre mit einer Energie, die mitriss. Insbesondere der Bassist Boag und sein Kollege an der Schießbude wirbelten, als gäbe es kein Morgen. Da fiel auch Sänger und Gitarrist Julian (eine optische Ähnlichkeit mit Roger Daltrey und akustische Ähnlichkeit mit Bon Scott wären rein zufällig) nicht ab. Abgerundet wurde der Glamsound durch den Mann am Keyboard. Ich war perplex, denn soviel Power hatte ich am – schon ziemlich späten – Abend dann doch nicht mehr erwartet. Schaut euch den Clip an…

Präsentiert wurden ältere Stücke aus dem bisher einzigen Album „Muff“ von 2008 sowie neuere Songs, die laut Website http://www.theorphans.co.uk/ bald veröffentlicht werden sollen. Übrigens: Die Band taucht im Netz (und sogar auf dem Veranstaltungsflyer) auch unter THEE ORPHANS (mit Doppel-E) auf, vermutlich der Namensdoppelung mit einer US-Band wegen. Davon nicht irritieren lassen. Aber auf der CD steht THE.

Eben jene gab’s samt Bonus-CD zum guten Schluss von der reizenden Tara am Merchstand für nen Fünfer. Die Umstehenden gaben auf Nachfrage noch einige Kneipentipps zum besten und für die Briten ging die Party dann wohl noch weiter (obwohl sie in der Nacht zuvor nach eigener Aussage nur vier Stunden geschlafen hatten). Respekt. Für mich war die Messe gelesen – denn nachher klingelt viel zu früh der Wecker…

Weitere Links: http://www.myspace.com/newglamunderground, http://www.myspace.com/theorphansonline, http://www.myspace.com/vampirepopstrategy, http://www.backstagepro.de/sinbeats, http://www.regioactive.de/sinbeats

Text, Fotos & Clip: Stefan

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